Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. Dezember 1940
9.12.40
Mein süßes Lottenkind,
oh wie war ich enttäuscht, als ich heute mich auf deinen Brief stürzte und ihm – nur ein Schreiben des Rechtsanwalts Schmitt Trier entnahm. Schreibe mir in solchen Fällen wenigstens ein paar Zeilen dazu, dann ist es erträglicher.
Ich habe in meinem Brief an die Gestapo diese gebeten beim Landratsamt die bisher ausgebliebene Genehmigung für Theis loszueisen. Nach dem Akt ist Theis erst verpflichtet, den Kaufpreis zu zahlen, wenn die landrätliche Genehmigung vorliegt. Rufe mal bei der Gestapo an (Bonn 804) und frage an, was sie bisher unternommen hat, um die Genehmigung durch den Landrat zu erreichen. Wie aus dem Schreiben Schmitt hervorgeht, scheint Theis auch heute noch willens zu sein, den Kaufpreis zu zahlen. Dann geh auch mal zu (Notar) Baum und sieh in dem Akt nach, an wen Theis die Kaufsumme zahlen muss. Teile der Gestapo auch mit, dass Rechtsanwalt Schmidt Theis am 22. Aug. 1940 wegen der ausgebliebenen Genehmigung eine Eingabe an den Landrat gemacht hat, die unbeantwortet geblieben ist. Wie Du siehst, habe ich ja auch persönlich Vorstellungen beim Landratsamt wegen der Genehmigung gemacht. Die Sache wird jetzt ja wohl klappen. Ich komme nach G. um die Abrechnung zu machen. Nach dem Schreiben der Gestapo muss abgerechnet werden, sobald der Kaufpreis gezahlt ist.
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Heute haben wir hier für die Stabskompanie, der wir vorerst angehören, Weihnachtsbäume geklaut. Es wurde uns ein L.K.W. zur Verfügung gestellt. Wir mussten bis in das Gebiet zwischen Hilversum und Utrecht fahren um Fichten anzutreffen. Bei
dieser Gelegenheit habe ich wieder ein Stück Holland gesehen. Wir sind auch durch die Festung Holland gekommen. Es ist doch gut, dass wir die nicht haben frontal angreifen müssen. Es wimmelt nur so von Bunkern und (unleserlich)-werken, dazu kann das ganze Vorgelände geflutet werden.
Ich bin im Augenblick vollkommen mittellos. Bete zu Gott, dass mir morgen die Gefahrenzulage ausgezahlt wird, damit ich wieder flott werde. Gefahrenzulage ist übrigens gut, denn wir sind hier sicher wie in Abrahams Schoß.
Ich freue mich schon wieder doll auf Deinen nächsten Brief. Hoffentlich kommt er morgen. Hoffentlich kommen auch bald die Anforderungsbriefe, damit ich alles rechtzeitig in die Wege leiten kann.
Lottenkind, ich habe Dich nie so lieb gehabt wie jetzt und ich hatte Dich doch immer doll lieb
Dein Flieger