Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 16. Dezember 1940
Mit dem Urlaub ist es ein blöder Krampf. Ich komme wahrscheinlich am 20. oder 21. dort an. Wie das weiß der Himmel. Wenn die Mütter glauben, ich wäre ruhebedürftig, so sind sie schwer auf dem Holzweg. Ich bin springlebendig, ausgeruht, vorzüglich gefüttert und nur ausgehungert im Bezug auf das Leben. Ich muss nur Dich, die Kinder und Arbeit haben, dann ist alles in Ordnung. Möglich, dass ich nach der Reise ein paar Stunden Schlaf brauche, dann bin ich da. 100 %ig.
Sind meine Päckchen angekommen? Habt Ihr Euch gefreut? Hoffentlich kommt alles gut an. Das Geld wird hoffentlich rechtzeitig ankommen, sonst wird es faul.
Heute vormittag sind wir in den Film geführt worden: „Das Herz der Königin“. Ich habe immer an Dich denken müssen. Birgels war – so fand ich –, teilweise fehl am Platz.
Einen ganz lieben Kuss bekommst Du von mir, mein Süßes
Dein Mann.
Ach Lotting, ich hatte mich schon sooo gefreut. Nun weiß der Himmel, wie es dort finden werde. Es ist nicht Bergen op Zoon sondern Bergen an Zee. Es soll gegenüber der Insel Texel liegen. Wie man hört ein Jagdgeschwader. Gott sei Dank geht Hildebrandt mit und ein ev. Pastor aus Herne, den wir hier kennenlernten. Es ist ein lieber Kerl. Ich bin also richtig zwischen Theologen eingepackt. Prophete rechts, Prophete links das Weltkind in der Mitten. Ich möchte laute Flüche brüllen, so ist mir ums Herz. Lotting, schreib ja recht lieb, wenn Du meine Anschrift weist, damit ich ein bißchen Trost habe. Aber ich werde mich schon wieder bekrabbeln. Es ist nur so die erste Enttäuschung. Nimm es also nicht so tragisch.
Dein Mann
Die Weihnachtsurlauber fangen schon an, ihre Koffer zu packen. Wir packen auch, aber nur, um noch weiter von Hause wegzukommen.