Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 8. Februar 1942
Den 8..2.41 [korr. 1942]
Mein liebes Lottenkind,
heute ist nun auf dem Kalender Sonntag und er wird für mich dazu durch Deinen lieben Brief vom 6., der erstaunlicherweise heute schon hier ist. Trotz Frost im linken Fuß und sehr viel Arbeit (gestern von 8 bis 23:15 mit ¾ Stunde Mittagspause) – siehe Wehrmachtbericht vom 8.2.41 (von 5 Abschlüssen 3 durch uns) bin ich heute viel besserer Stimmung oder eigentlich erst nach Deinem Brief. Du hast recht, gegen die Kameraden in Rußland haben wir es noch goldig. Es ist auch gar nicht so schlimm, wie es einem manchmal vorkommt, aber manchmal läuft einem die Galle über. Es gibt bei Dir wie bei mir so 1000 Kleinigkeiten, über die man nicht schreiben kann, die aber in ihrer Häufung einen schon in Wallung bringen können. Weißt Du, nach dem Urlaub, da kannst weder Du noch ich was
für. Hier ist Urlaub Gesprächsthema Nr. 1 und da kommt es ganz von selbst, dass man fantasiert. Lott, das mit Wangerooge muss klappen. Ich denke etwa an Ende Mai -Juni. Früher hat es keinen Zweck, weil das Wetter nicht mitspielt. Bis dahin findet sich sicher ein Weg. Es muss einfach klappen. Denk mal – Deinen Geburtstag hier am Meer. Da bin ich glücklich schon wieder am Spinnen, aber es muss und es wird. Du hast dann ja auch eine Erholung dringend nötig. Lotti, wenn Dir die Hände weh tun, geht gleich zum Arzt. Was soll denn werden, wenn Du wieder eine Entzündung bekämest. Ich denke oft mit Sorge an Euch! Wir werden hier jetzt mit einer Ju 52 verproviantiert, sie bringt Kartoffeln (natürlich süße) und sonstige Lebensmittel, jetzt wird es mit der Post auch besser klappen. Gestern habe ich Dir 2 „Reiche“ geschickt.
Zum Fall Fitschen lege ich eine Stellungnahme bei. Schreibe mir mal, wie die ganze Sache angefangen hat. Wem hat Frau Langre gekündigt und wann? Was ist bei dieser Gelegenheit über Frau Hütten vereinbart worden? Du schreibst,
daß Frau Hütten gekündigt habe. Mieterin war doch m. E. Frau Langre. Man kann sich zwar gegen einen guten Ersatzmieter, der angeboten wird nicht mit Erfolg sträuben (?), aber dieser Ersatzmieter muss dann schon in den Mietvertrag, den der Vermieter hatte, eintreten so wie er war. Außerdem dürfen wir den Vermieter nicht aus der Haftung entlassen. So nun schreibt mir mal ganz genau, wie alles liegt, damit ich in einem etwaigen Brief an den Bürgermeister keine falschen Angaben machen.
Ich bin immer noch durch die viele Arbeit eingesperrt und nicht vor die Tür gekommen. Das Wetter reizt auch nicht dazu. Aus dem Oststurm ist unterdessen ein genau so kalter Nordweststurm geworden, das ist die ganze Veränderung. Der arme Jürgen tut mir leid. Er wird ja ein richtiger Eskimo. Hoffentlich wird er nicht krank, dass
das schreckliche Wort, dass es zuviel sei, in Erfüllung geht. Wie kann man nur so etwas sagen! Wer weiß wie wir ihn vielleicht mal nötig haben, den kleinen, süßen Matz! Wie wird es nun mit Helga. Sage ihr, dass ich mich garnicht gefreut habe, dass sie im Rechnen nur eine 3 hat. Das kann sie bestimmt besser. Heidis Zeugnis ist ja reizend. Ich finde es so rührend, dass sie so lieb hilft.
Mit dem Geld muss ich Dir leider eine kleine Enttäuschung machen. Ich hatte es Dir aber schon in meinem Urlaub gesagt. Ich bekam doch im Januar keine Frontzulage, da ich im Dez in Urlaub war. (Die Frontzulage wird nachgezahlt). Wir bekommen jetzt überhaupt nur noch Frontzulage, wenn Angriffe sind. Im Februar schicke ich natürlich wieder. Ich will mal sehen, ob ich den Ausfall für Dich aufholen kann. Ich schicke das nächste mal 31 Mk. 1 Mk ist für Heidi, weil sie so lieb ist.
1000 liebe Küsse Dein Harald