Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 11. März 1941
Bergen, den 11.3.41
Liebes Lottenkind,
Heute bekam ich Deinen lieben Brief von Deinem Geburtstag. Es tut mir sehr leid, dass es nicht schöner war und dass sich niemand so recht darum gekümmert hat. Das hast Du wirklich nicht um alle verdient, für die Du sorgst. Ist denn gar niemand auf eine Idee gekommen, wie man den Tag feierlich und schön gestalten könnte? Ich hatte außer den Pfingstrosen auch noch rote richtige Rosen bestellt. Die sind scheinbar nicht gekommen oder blühen die noch nicht in Godesberg.
Das neue Bildchen von Jürgen und Anneliese ist reizend. Es bestärkt den Eindruck, dass er Klaus im gleichen Alter sehr gleicht. Dass Ilse da war ist ja eigentlich der einzige Lichtblick an Deinem Geburtstag. Na hoffentlich kann ich nächstes Jahr nachholen, was dieses Jahr versäumt wurde. Ich habe den ganzen Tag sehr, sehr lieb an Dich gedacht, das musst Du aber gespürt haben.
Heute Nachmittag fahre ich nach Alkmaaar und hole meine neue Brille. Wir bekommen leider diesmal weniger Sold, da die Frontzulage plötzlich rückwirkend gezahlt wird, das ist mit ein Grund, neben Brille und Schuhen, dass ich erst ab Juli Sold schicken kann.
Das Pützens einen Eilbrief geschickt haben, ist sehr lieb. Er wäre sonst zu Deinem Geburtstag nicht mehr rechtzeitig angekommen, weil die Privatpost von Holland sehr lange läuft. Schreibe Ihnen recht bald wieder. Sie waren wirklich sehr lieb.
Ich habe mit großem Vergnügen vernommen, dass noch Sekt im Keller liegt. Ich hatte schon geglaubt, er wäre bei Gudrun Besuch restlos ausgetrunken worden.
Lotting bekommst du eigentlich die Vesdepzeitung? Ich bekomme sie schon seit Monaten nicht mehr. Sage bitte dem Büro, dass sie die Nummer Dir zustellen sollen. Du kannst sie mir ja dann schicken. Ich habe eine Nummer bei Juliu mit großem Interesse gelesen.
Den dusseligen Fragebogen der Fachgruppe lege ich bei. Schicke ihn bitte zurück. Es hadert mich.
Lotting, das Bändchen „Geschenk eines Sommers“ habe ich jetzt gelesen. Es ist wunderschön und hat mir großen Genuss bereitet. Im Augenblick ließt (!) es Wild. Lichtschlag, dann schicke ich es Dir zurück zusammen mit anderen Büchern. Ich muss eine Reihe von ihnen los werden. Wenn wir verlegt werden – es ist durchaus möglich – sind sie sehr im Wege, denn man muss alles auf dem Buckel mit schleppen und das ist, weiß Gott, schon genug. Hier ist es nach einigen schönen Tagen wieder saukalt.
Lotti schicke mir bitte den Stopfapparat doch. Wegen jedem Loch ein Paket herum schicken ist doch albern und dann habt Ihr doch auch Strümpfe genug zu stopfen.
Es grüßt und küsst Dich herzlich Dein Harald.