Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 18. März 1941
Bergen, den 18. III. 41
Mein liebes, süßes Lottenkind,
Es hat nun leider einige Tage gedauert, bis Du wieder Post von mir bekommst. Ich war gar nicht auf dem Damm. Wahrscheinlich war ein langes Ende Leberwurst, dass ich mit großem Hunger gegessen hatte und das mir auch gut schmeckte, das aber nach 5 Minuten wieder da war, dran schuld. Ich habe mich mehrere Tage mit dieser Sache herum gequält. Heute morgen fühle ich mich zum ersten Mal wieder frisch und gesund. Gestern war ich in Alkmar, um mich nach Schuhen für Dich um zu sehen. Ich habe auch welche gekauft aber es war leider nicht das da was ich mir gedacht hatte. Ich habe Umtausch vorbehalten. Wenn der Schuh nicht ganz einwandfrei passt, schicke ihn sofort zurück. Die Geschäfte sind leider schon zu sehr ausgeplündert. Es geben nur noch ganz wenige ohne Bezugsscheine ab.
Ich habe bis jetzt abgeschickt: 1 Paar Damenschuhe,1 Pfund Butter, ½ Pfund Kaffee, etwas Tee, etwas Kakao, Zimmt, , Vanille, Lachs und einige Schokoladeneier. Es waren einmal 100 gr. Aber ich bekam unterwegs zum1. Mal nach dem verkorksten Magen wieder Hunger und da habe ich sie aufgegessen. Schade!
Mein liebes Lottenkind, ich habe Deinen Brief über das unglaubliche Verhalten von Mutter bekommen. Das Mutter ihre Worte nicht immer überlegt, wusste ich, daß sie aber so gemein und taktlos werden konnte, hätte ich nicht für möglich
gehalten. Ich bin einfach außer mir. Es wird wohl nichts helfen, wir müssen fort, denn vor so etwas muss ich Dich schützen. Es ist doch so, dass ich Dich nicht heiraten musste, sondern mit aller Gewalt haben wollte. Du warst sicher nicht froher als ich. Und ich bin heute wie damals froh und glücklich, dass ich Dich habe. So und nicht anders ist es. Ich bin nicht minder stink wütend.
Ich habe Dich sehr sehr lieb Dein Harald