Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 24. März 1941
Bergen, den 24.III.41
Mein liebes Lottenkind,
Nun bin ich schon 14 Tage wieder hier. Die Zeit rauscht mit gleichmäßigem Geplätscher an mir vorüber, das Geplätscher ist ewig aber mit einem Mal ist sie weg.
Ich habe mich so sehr über Dein liebes Bild gefreut. Jetzt habe ich Dich wenigstens immer bei mir. Das Bild habe ich nie so reizend gefunden wie gerade jetzt.
Am gestrigen Sonntag, es war windig aber sehr sonnig, hatte ich an sich Spätdienst. Da aber wenig zu tun war, gab mir Unteroffizier Lucht frei, so das ich mit Wild. Lichtschlag zusammen rausfahren konnte. Fahren= d.h. Mit Diensträdern; es ist an sich verboten, wenn man sich erwischen lässt. Wir sind nach Egmond an Zee gefahren und von dort am Strand entlang bis dicht vor Imuiden. Es war herrlich. Ich habe allerhand ulkiges Getier durch Wilhelm kennengelernt, Strandläufer, Austerrnfischer, Raubmöwen, Brachögel, Kiebitze usw.
Wilhelm weiß allerhand und ist ein guter Mentor. Ich habe richtig Interesse an der Vogelkunde bekommen. Wilhelm fuhr vor mir als Spion und fiel jedesmal beinahe vom Rat, wenn er etwas entdeckte.
Das Meer war durch den steifen Nord-West recht aufgerüttelt und bot einen herrlichen Anblick. Ich habe immer an Dich denken müssen und habe diesem Gedenken auch Ausdruck verliehen in Form eines silbernen Löffels aus Egmond und einem handgearbeiteten Kragen mit 2 Manschetten (indische Arbeit). Ich habe beides gleich gestern zur Post gegeben zusammen mit ein Paar Schuhen für Heidi, einem weiteren silbernen Löffel aus Alkmaar, Ostereiern, Schokolade, Rosinen, Kakao, Lachs. Hoffentlich kommt alles gut an und macht Dir Freude.
Ernst Hildebrandt istz.Z. Nicht hier, er macht einen Rechnungsführerkursus mit. Er kommt aber wieder zurück.
Vorgestern war hier ein Kompanieabend, zu denen ich wieder dichten musste, Wilhelm