Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 26. März 1941
Bergen, den 26.3.41
Mein liebes Lottenkind,
heute kamen wieder 2 Briefe von Dir, ein sehr schöner fast ganz für mich und der in der Sache Engels. Aber zuerst zur Sache Engels. Ich habe einen Brief an Engels geschrieben mit Durchschlag. Ich lege beides bei, damit Du einen Beleg hast und sehen kannst, was ich geschrieben habe und ob es so richtig ist.
Sprich bei Engels nur von einer Anzahlung und nicht von der Höhe bis alles glatt ist. Lass ihn in dem Glauben, dass 1500- 2000 Mk angezahlt werden müssen.
Schreibe auch an v. Burke, was Gebühr mit ihm ausgemacht hat. Das Schreiben, in dem die Zustimmung an die Hart enthalten ist, kannst Du an Wiel richten. Es muss darin zum Ausdruck kommen, dass die Stadt dann keinerlei Forderung aus der Angelegenheit Louisenstr. mehr stellen darf. Schreibe auch ruhig, dass es sehr schwer gefallen wäre, Engels zu überreden. Anzahlung 1000 Mk im April. Es gehen Anfang April 449 Mk von Thomas und 227,- Mk von
Schließkötter ein. Du kannst Dir also helfen, wenn noch nicht da sein sollte. Die Zahlen stimmen, glaube ich so ungefähr..
So nun zu Deinen lieben Brief. Ach Lotting, wie freue ich mich jedes Mal, wenn ich unter der Post Dein blaues Kuvert sehe. Ich bin dann nicht mehr zu halten. Der Feldwebel amüsiert sich immer schon und klaut ihn mir manchmal raus. Ich merke es aber, denn ich passe zu genau auf. Dann
muss ich „Bitte, bitte“ machen. Ach was tut man nicht alles, um ein Stückchen von Dir zu ergattern.
Deine Briefe sind richtig ein Stück Zuhause. Ich fühle mich immer gemütlich, wenn ich sie lese. Deine Entschuldigung für Mutter finde ich rührend. Alle Gründe, die du vorbringst, begründen aber nicht die unglaubliche Taktlosigkeit. Dabei bleibt es. Die Lenni kann mir den Buckel herunterrutschen. Auf der Schreibmaschinen hätte sie längst einen Brief an mich schreiben können. Hast Du mich bei Wilhelm Düren entschuldigt. Es war doch wirklich nicht mehr möglich.
Bei uns hat es letzte Nacht auch geschneit, heute ist ein furchtbarer Patsch, es ist kalt und nass. Wir haben aus diesem Grund auch Rum bekommen, der so scharf ist, dass man ihn kaum trinken kann, aber warm hat er gemacht. Man war aber auch richtig kalt von innen raus.
Gestern ist Frau Lichtschlag 20 Jahre alt geworden. Wir haben ihren Geburtstag mit einer Flasche Bier und Gitarrenliedern gefeiert.
Ich bin jetzt zu müde. Leb wohl und lass Dich recht herzlich küssen von Deinem Harald.