Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. April 1941

Bergen, den 9.4.41

Mein liebes Lottenkind,

Nun muss man schon langsam an Ostern denken. Macht es den Kindern und auch den Großen so schön, wie irgend möglich. Einen Ostertisch mit allem dran, mit bunten Bändern und Blumen und kleinen Küchlein und Eiern. So werde ich ihn im Geiste sehen und dann, wenn alles recht schön und feierlich ist, dann komme ich ganz heimlich und gebe Dir einen Kuss, weil Du alles so schön gemacht hast.

Dein gestriger Brief war schon sehr viel lieber als der vorgestern. Ich lasse mich so schnell, wie Du meinst nicht von einem einmal gefassten Entschluss abbringen. Aber den Dr. mache ich. Mit den Büchern, das ist auch nicht so schlimm. Ich kann sie ja garnicht alle auf einmal gebrauchen sondern hübsch der Reihe nach. Höchstens jeden Monat eines, sonst bekomme ich es mit der Angst zu tun. Also erst einmal B. G. B. Allgem Teil und sonst nichts und dann schickst du ihn mit dem alten Schäfferband aus dem Bücherbrett auch B. G. B. Allgemeiner Teil (nicht Schuldverhältnisse Allgem. Teil).

Wie ist es mit dem Verkauf der Karl Finkelnburgstr. 18 geworden. Klappt das jetzt! Vergiss mir nicht in jedem Brief an Rau und Mathieu von dem Verkaufsauftrag in irgend einer Form zu sprechen. Ich schicke Dir in der “Anlage“ einen Zeitungsartikel “ Kultur- oder nur anspruchsvoll“ des Schw. Korps (=Organ der SS). Er ist recht interessant und das Wort “ Kulturverbraucher“ trifft wohl auf uns alle zu. Das Schwarze Korps darf sich aber garnicht wundern, denn die Partei selbst verwechselt Kultur und Zivilisation dauernd. Und wenn der deutsche Mensch nach den Reden von Hitler und vor allem Ley anspruchsvoll wird, so ist das nicht verwunderlich.

Wenn ich den Dr. habe, gibt es vielleicht mal eine Bürgermeisterstelle irgendwo im Osten. Wer weiß! Was macht Russland? Sind wir den Osten nicht bald wieder los?

Im Südosten geht es ja recht zügig. Wir wissen mehr als ihr, weil wir vom Luftgau unterrichtet worden sind. Die Blödhämmel von Serben (???) nun werden sie zusammengehauen haben. 10.000de von Toten und werden wahrscheinlich unter die Nachbarn aufgeteilt. Der Haß hat ihnen den Blick für die Wirklichkeit vollkommen genommen. Das Erwachen wird schrecklich sein. Hoffentlich erwischen wir noch einige von den Hetzern und Schreiern.

Es grüßt und küsst Euch alle herzlich zum Osterfest, das gut ihr bei Sonne und guter Gesundheit und Laune feiern mögt.     Euer Pappi