Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. April 1941
Bergen, den 29.4.41
Mein liebes Lottenkind,
heute im Wehrmachtsbericht wurde gemeldet, daß ein Verband von 3 Spitfires, die die holl. Küste anflogen, von Jägern abgeschossen wurden. Das waren wir. Die Staffel, der es gelang, ist nicht wenig stolz, denn Spitfires sind schwere Gegner. Eben bekam ich Deinen Brief mit den Moneten. Vielleicht kann ich morgen schon nach Alkmar fahren und die Schuhe besorgen. Schreibe bitte gleich, ob die Schuhe, die ich Dir etwa vor 8 Tagen schickte angekommen sind und ob sie passen. Jetzt sollst Du aber besonders schöne haben und wenn meine Löhne mit draufgeht. Sich gut anziehen, ist kein Luxus, Lotting! 1. halten gute Sachen viel länger. 2. sieht man sich an schönen Sachen nicht so schnell leid und 3. wie man kommt gegangen so wird man empfangen. Wenn ich wieder zuhause bin, dann werde ich auch mehr Wert auf gute Kleidung liegen. Ein gut angezogene Mensch ist ein ästhetischer Anblick. Dann müssen wir auch aus Geschäftsgründen gut aussehen. Und wenn es wegen allen anderen gleichgültig wäre, wie Du angezogen bist, dann wäre es noch lange nicht egal wegen mir. So nun kennst Du
meine Einstellung zum Luxus. Sparen kann man durch vernünftige Auswahl. Gestern hatte ich leider wieder keinen Brief. Sind welche verloren gegangen oder bekomme ich morgen wieder 2-3 Stück? Unser Horst wird jetzt durch Blumenbeete versöhnt. Es sieht ganz nett aus.
Hildebrand werde ich heute Abend sehen, hoffentlich klappt alles nach Wunsch. Er liegt neuerdings in einem anderen Teil des Barackenlagers. Ich habe mit ihm telefoniert, die Zeit in Amsterdam, um die wir ihn alle beneidet haben, wäre gar nicht schön gewesen, da er sich sehr einsam gefühlt habe.
Ich habe heute nur wenig Zeit. Wie geht es den Kindern und den Omis?
1000 Küsse Dein Harald