Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 12. Mai 1941

B., den 12.5.41

Lotting!

ich habe eben deinen letzten Brief (von den dreien) vom 4. Mai nochmal gelesen. Darin schreibst Du: „… Innerlich bin ich ein kleines Mädchen, das nichts anderes möchte, als von seinem Mann sehr geliebt und verwöhnt werden.“ Das war der selbe Tag an dem ich getrieben von lauter Liebe die kleine Geschichte für Dich. So sind wir über 100e von Kilometern innerlich miteinander verbunden. Es ist sicherlich noch viel öfter der Fall, wo es sich nicht nachweisen läßt.

Aber mein kleines Mädchen ist auch recht klug und erst beides zusammen bedingt eine dauerhafte Liebe. Dauerhaft ist sie, das hat der Krieg wohl schon bewiesen. Geliebt wirst Du mein süßes Lotting, das weißt du genau, nur mit dem Verwöhnen war es noch nicht weit her. Ich habe es bisher immer falsch gemacht, aber ich lerne auch noch das.

Da ich nun nicht da bin, muß Dich Herr Schüler in Schutz nehmen, wenn die Mutter meint, daß Frauen, die sich zurechtmachen auch innerlich unecht sind. Wie ich darüber denke, weißt Du ja. Es gibt aber auch nur ganz wenige Frauen, die die Korrektur so geschickt vornehmen wie Du. Es gibt sogar einige Frauen, die dürfen sich auffällig schminken, aber dazu gehört sehr sehr viel natürlicher Scharm(!). Die meisten sehen aus wie Amateurbienen. Früher als sich die Frauen des Bürgerstandes garnicht zurechtmachten, gab es sicherlich genau so viel echte wie unwahre unter ihnen. Ich liebe es, wenn eine Frau gut und gepflegt aussieht. Es ist mir dann egal, ob alles echt ist oder nicht.

Ich weiß nicht, ob ich Dir in der Sache Engels- v. Brocke schon geantwortet habe. Wiel sagte damals, dass er v. Brocke vertrete und auch mit ihm abrechnen. Es braucht uns daher vor erst nur die Rechnung Wiel zu interessieren, wie er mit v. Brocke auseinanderkommt kann uns gleich sein. Ich finde, daß

unter Berücksichtigung der früher bereits gezahlten Mk 120,- das von Wiel geforderte Honorar ausreicht. Das muss ich dann erst beanspruchen können bei der Arbeit, die ich gehabt habe.

Von Urselchens Geburtstag mußt Du mir ausführlich erzählen. Was das kleine Persönchen wohl sagt, wenn es richtig gefeiert wird.

Heute schicke ich Dir ein Paketchen mit Schokolade, Tee, Butter und geriebener Schokolade, die mit heißer Magermilch zu Trinkschokolade angemacht wird. Die Schokolade ist für den Muttertag und die Kinder bekommen zur Feier des Tages eine Tasse Schokolade.

Ach der Muttertag, wie gerne würde ich ihn mit Dir feiern und Dich recht verwöhnen und Dich richtig lieb haben. Ach Lotting.

     Herzlichen Kuß an Dich und die Kinder                           Harald