Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. Mai 1941

29. 5. 41

Mein liebes Lottenkind,

wenn Du diesen Brief bekommst ist Pfingsten und es wird warm sein und der Frühling, der hier jetzt erst richtig seinen Einzug hält, ist bei Euch schon beinahe vorbei. Ich grüße Euch zu diesem Fest.

Heute kam ein Brief von Pützens, die mich zu Pfingsten dort haben wollen. Ich habe eben mit dem Oberleutnant gesprochen. Er hat nichts dagegen. Es wird daher vielleicht klappen. Es wäre zu schön. Die Frage kommt Samstag Nachmittag und Sonntag. Wenn Du also Pfingsten an mich denkst, dann denk mal nach Scheveningen. Ich freue mich schrecklich.

Von Mutter bekam ich auch einen lieben Brief. Sie schreibt jedoch kein Wort von meinem langen Brief, den ich ihr zum Muttertag schrieb. Hat sie den denn nicht bekommen. Daß Mutter jetzt endlich ein Gebiß bekommt ist gut, es sah doch schlimm aus mit ihrem einen Raffzahn. Ihr ganzes Gesicht wird sich wieder formen, wenn sie neue Zähne hat. Hoffentlich wird sie in den ersten Tagen nicht ungeduldig, wenn es noch ungewohnt ist. Es kommt ja auch in etwa 2 Monaten ihr Geburtstag. Weist Du was ihr Freude machen könnte, damit ich es rechtzeitig besorgen kann, denn bis dahin gibt es hier nichts mehr.

Deine Briefe hauchen eine wunderschön gemütliche Stimmung aus. Ich kann mir alles was Du schilderst ganz plastisch vorstellen. Ich höre die Kinder randalieren, ich sehe sie verdreckt nach Hause kommen, ich höre sie auf der Treppe trampeln und höre ihre Stimmchen. Nur bei Jürgen bin ich meiner Sache nicht ganz sicher. Die Post geht ab.

Seid alle herzlich gegrüßt und geküßt von                            Deinem Harald