Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 22. Juni 1941
22.6.41
Mein liebes Lottenkind,
So nun ist die Spannung gelöst, Gott sei Dank. Wir empfinden hier die Tat des Führers als Befreiung. Es jetzt am ersten Tag schon klar, daß wir den Russen mitten in ihre Vorbereitungen reingeplatzt sind. Es wird m. E. schnell gehen etwa 10 Wochen glaube ich. Unseren Truppen unserem Material und vor allem unserer Führung hat der Russe nur die Zahl entgegenzusetzen. Der Führer hat sich auch hier die Initiative nicht aus der Hand nehmen lassen. Ich denke mit Begeisterung an unsere herrl. Truppen mit Sorge aber an Heinz und Charly und sicher sind auch andere Bekannte dort.
Einem Zufall haben wir es zu verdanken, daß wir noch hier sind, wir waren schon feste am packen und hatten sehr sehr viel Arbeit nun bleiben wir wahrscheinlich vor erst hier.
Hast Du vorgestern im Radio gehört wie mein Chef, Oberleutnant Prinz zur Lippe nur noch ein Flieger Renette im Radio als besonders erfolgreich genannt wurde. Wir waren alle sehr stolz. Nun kommt die alberne Postsperre und ich werde wohl an meinem Geburtstag (3.7.) keine Nachricht von Euch
haben. Das ist sehr fies! Also schreibe einen schönen Dauerbrief, jeden Tag ein Stück dran, und wenn die Sperre aufgehoben wird, bekomme ich einen langen Brief (unleserlich), darauf freue ich mich schon.
Mit Fehr erkundige Dich bitte:
1.) Wann der Vertrag geschlossen ist
2.) Von welchem Monat an die Miete gezahlt wurde
3.) Von welchem Datum ab der Vertrag läuft.
Alles andere mache ich dann. Ich finde es übrigens recht mäßig von Bl.
Putzens haben geschrieben. Sie wollen mich zu meinem Geburtstag besuchen. Das wäre wenigstens etwas Ersatz. Nun habe ich Angst, daß es viel Geld kosten kann.
Heinz Schilling hat mir auch sehr lieb geschrieben.
Herzliche Grüße und Küsse Dein Harald