Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 23. April 1944
den 23.4.44
Liebster Mann!
Beim gestrigen Angriff auf Königswinter ist auch die Longenburg völlig getroffen worden. Graf Kesselstadt und zwei Kinder leben, die Gräfin und die übrigen Kinder im Luftschutzkeller sind tot. Ferner ist der Berliner Hof und alles drumherum ein Müll.
Man weiß nicht, ob man den folgenden Tag noch erlebt. Jeder glaubt, seine Tage sind gezählt. Es ist entsetzlich. In den letzten Tagen haben wir viel Bombenkrachen gehört. Jetzt wird es wohl bald Ernst in dieser Ecke. Man steht hier nur noch unter dem Eindruck des Alarms. Übrigens wagen wir uns auch bei Voralarm nicht mehr ins Bett. Mit dem Voralarm sind sie nämlich da. Zeit zum Fertigmachen bleibt nicht mehr. Wir sind alle hundemüde.
Ich habe Ursel auf Tante Trudes und Tante Emiliens inständiges Bitten mit nach Büderich gegeben, Ursel war
Feuer und Flamme. Heute will ich telefonieren, aber alle Verbindungen nach Düsseldorf sind zerstört, wurde mir von Amt gesagt. Nun mache ich mir Vorwürfe. Aber genauso hätten wir in Königswinter Kaffee trinken können, um fünf ist es nämlich passiert. Ich sehne mich so, dass Du kommst.
Viele liebe Küsse
Deine Lotti.