Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 30. Mai 1944

den 30.5.44

Mein liebster Mann!

Ich bin heute abend bedrückt und gleichgültig gegen alles. Die Hoffnung, Du könntest nochmal kommen, sackt immer mehr zusammen. Ein Brief kam auch nicht und die Spannung, was wird in den nächsten Tagen, wird immer unerträglicher. Dazu haben sie vom Amt heute Mieter geschickt. Es ist zwar Ulrich Posthausen mit Frau und Kind, das Beste, was einem dann noch passieren kann, aber es geht wirklich nicht, in den beiden Mansarden oben eine Familie zu haben.

Ich habe erst mal schriftlich Einspruch erhoben, aber ich müsste Dich doch hier haben, um die Räume freizukämpfen, denn sie gehören doch nicht unter die Bestimmung, und warum ist Frau Altenloh allein, und Schlades Etage steht leer, und im Kaliesschen Hause wohnen zwei alte Leute. Warum muss ich in das volle Haus nun noch drei Personen kriegen? Und wenn das nicht gelingt, müsstest Du doch den Mietvertrag machen und Umräumen und alles.

Ich habe ein dringendes Gespräch angemeldet, aber dann wurde

mir vom Amt gesagt, die Leitung nach dort sei zerstört. Ist bei Euch was passiert? Nun sorge ich mich.

Pfingsten haben wir im Haus verbracht. In der Zeitung steht, dass der Köln-Düsseldorfer 'Ostmark' Pfingstmontag von Tieffliegern beschossen worden ist. Es gab viele Tote und Verletzte. Ebenso das Sinziger Strandbad. Das ist nun wirklich purer Mord. Köln hat auch wieder einen schweren Angriff hinter sich und die armen Aachener erst!!!

Die Kinder toben in Nachthemden jetzt um halb zehn noch rum. Es sind noch 25 Grad. Nun stellen sie auch noch fest, dass Leonie und Heinzel auf der Straße sind, nun ist's ganz aus. Bitte, schreibe bald. Deine Lotti - Ich bin heute so traurig.