Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 12. Juni 1944
Den 12.6.44
Liebster Mann,
wir haben nach einer Woche Ruhe zum ersten Mal wieder nächtlichen Alarm und weil ich ja aus Vorsichtsgründen immer aufstehe, kriegst Du den Brief, obgleich ich ja lieber schlafen würde. – Ich habe gestern einen Feldpostbrief an Dich abgeschickt, möchte nun aber weiter Nachrichten von Dir abwarten. Ein Brief von mir an Deine postlagernde Adresse kam heute mit dem 8. 6. abgestempelt, wieder um: Neue Adresse abwarten .
Die Marschiers stehen 0,20 südlich Jülich.
Kann ich Dir denn auch nicht mehr postlagernd schreiben? Ich lasse diesen Brief solange liegen, bis irgendeine Nachricht von Dir kommt.
Helga hat heute die Aufnahmeprüfung für die Oberschule bestanden. Sie und ich waren glücklich. Zweitens habe ich ihr die Zöpfe abschneiden lassen, weil sie doch zu dünn und besonders die Schläfenhaare zu abgezippelt sind, und das sah immer unordentlich aus. Das hat ihr großen Kummer gemacht aber weshalb dreht sie auch immer dran? Heidi behält natürlich ihre Zöpfe.