Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 19. November 1944

den 19.11.44

Mein lieber Mann!

Hier herrscht eine geradezu beängstigende Ruhe im Haus, so merkt man, dass zwei weg sind. Ursel, das Krähweibchen, wie die Omi sich ausdrückt, und Helga, bei der man den ganzen Tag predigen musste.

Jürgen liegt wieder mit Fieber zu Bett, und die beiden anderen merkt man nicht. Geistig verausgaben will ich mich nicht, da ich annehme, dass dieser Brief doch wieder zurückkommt, denn ihr seid bis dahin sicher fort. Nun bin ich auf den Verlauf der Schlacht gespannt. Bomben werden hübsch geworfen, aber nicht hier. Alles rappelt und zittert. Wie war die Fahrt?

Das Wetter ist leider prachtvoll geworden. Heute in vierzehn Tagen ist nun Advent, und bis jetzt denkt niemand daran, Schwingers vielleicht ausgeschlossen. Hoffentlich erzählst Du mir ausführlich von Eurer Fahrt.

Mein lieber, lieber Harald! Vor der Abreise habe ich so um die Kinder geweint, jetzt, nachdem ihr fort seid, laufe ich rum und vermisse Dich. Ich komme mir jämmerlich allein vor.

Deine Lotti