Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 21. November 1944
den 21.11.44
Lieber Mann!
Heute hat Jürgen die Masern bekommen, und ich bin fürs erste der Frage enthoben, ob ich den nächsten Transport benutzen soll.
Sein kleiner Spielkamerad, der auch Ursels war, hat heute auch die Masern bekommen. Hoffentlich muss Ursel nicht dran glauben, denn sie hatte sie noch nicht gehabt. Und das arme Wurm täte mir so leid, fern von der Mutti. Ich habe sofort an Lenchen geschrieben, aber sie wird den Brief doch wohl erst in drei Wochen bekommen.
Versuche doch nur ja, zu Weihnachten Urlaub zu bekommen, falls wir noch hier sein sollten.
Ist mir nun mit Jürgens Masern eine Sorge aufgebunden worden, oder ist es ein Wink des Schicksals, dass ich vorläufig nicht reisen soll? Der arme Kerl sieht fürchterlich aus, ganz verquollene Augen hat er und ist sehr quengelig. Vierzehn Tage wird er im Bett bleiben müssen, besonders, weil es gerne Lungenentzündung und Nierengeschichten danach gibt.
Viele liebe Küsse
Deine Lotti