Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 14. Juli 1941
Husum, den 14.7.1941
Liebes Lottenkind,
Heute ist herrliches Wetter. Der Gewitterregen hat wunderbar ausgekühlt und es ist wieder möglich zu leben. Am anderen Ende des Flugfeldes grast gerade eine große Gänseherde. So was gibt es im Rheinland nicht.
Kameraden haben hier eine Fischräucherei aufgefunden. Soll ich Euch mal Räucherfisch schicken. Wie ist die Sache mit Blatzheim ausgelaufen?? Du hast mir garnicht geschrieben, was Dr. Fehr auf meine Fragen geantwortet hat. Es gibt gar keinen Zweifel, daß Blatzheim zahlen muss. Lass Dich daher nicht breitschlagen, sondern schreibe mir genau darüber. Ich werde ihm dann schon ans Fell gehen. Ich muss aber die genauen Daten wissen, sonst ist es
Blatzheim leicht, mich matt zu setzen. Ein Kamerad macht mir den Vorschlag, wenn Du kommen solltest mit seiner Frau ein Quartier zu nehmen, da wir beide nicht den ganzen Tag bei Euch sein könnten, meint er Ihr würdet Euch langweilen. Die Frau ist sehr niedlich (dem Bild nach). Es sind gute Leute (Einkäufer aus Berlin, Walter Mais). Wie ich Dich kenne, wirst Du nicht sehr dafür sein. Aber schreiben wollte ich es Dir doch.
Wie wir heute hören, hat Oblt. Prinz zur Lippe seinen 9. Nachtabschuss an seinem Geburtstag gemacht. Er ist in der Zwischenzeit auch mal in den Bach gefallen ( =Fliegerausdruck für den Ärmelkanal?) , aber glücklicherweise wieder rausgefischt worden. Auch der Major Dr. Mix hat wieder einen Abschuss und hat auch mal Bruch gemacht. Lippe ist leider in Bergen geblieben,
weil unsere Nachtjagd nicht mit uns gegangen sind.Dadurch bin ich einen großen Teil meiner verantwortlichen Arbeit los. Das ist mir garnicht lieb, denn im Augenblick werde ich als Laufjunge verschlissen. Lange lasse ich mir das nicht gefallen. Ich hoffe aber, daß sich hier noch etwas Vernünftiges findet, denn gerne ginge ich von der Einheit nicht fort, aber der Ap machen (de Aap machen= rhein. Ausdruck für zum Gespött machen) , lasse ich auch nicht mit mir.
Ist Mutter vor ihrer Abreise erst beim Arzt gewesen. Ich freue mich, daß Du auf diese Weise mal ein paar ruhige Wochen bekommst.
Es grüßt und küßt Dich herzlichst Dein Harald.