Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 16. Juli 1941

Husum, den 16.7.1941

Mein liebes Lottenkind,

Heute bin ich den 3. Tag ohne Post von Dir. Es wird doch nichts passiert sein? Ich hoffe immer noch, daß die Post dran schuld ist. Ich bekam heute ein sehr liebes Geburtstagspäckchen von Omi Hechtle und Hansi mit 2 noch lieberen Briefen. Omi beschwert sich bitter, daß ich am Muttertag nicht an sie gedacht habe. Habe ich denn in dem Brief an Dich keinen Gruß bestellt? Es täte mir sehr leid, wenn es nicht geschehen sein sollte. Es war bestimmt keine Absicht dabei. Ich nehme an, daß die Omis jetzt wieder bei Dir sind. . Ich hoffe es sogar sehr, denn sonst könntest Du ja garnicht weg. Daß die Omi sich so gut erholt hat, freut mich sehr. Hansi schrieb ja Wunderdinge über die Ausdauer der Mu beim Wandern. Ich bin einfach platt. Hoffentlich erholte sich Mutter auch so

gut. Ich habe mal den Versuch unternommen, Urlaub zu bekommen um Dir die Reise nach Möglichkeit zu ersparen, aber es ist gar nicht dran zu denken. Wenn keine neue Sperre kommt, dann ist im Oktober damit zu rechnen. Da aber sicher eine neue Sperre kommt, weiß es der Himmel, wann es Urlaub gibt. Wilhelm Lichtschlag ist mit einem Besuch ebenfalls gescheitert.

Ich bin so sehr gespannt auf Deinen nächsten Brief, bin aber auf alles gefaßt. Es wäre aber doch sehr, sehr schade, wenn es nicht ginge. Ich lebe von der Hoffnung.      

Es grüßt Dich und die Kinder und die Omis herzlichst und küßt Dich recht lieb

Dein Harald

Wo reist Mutter denn hin? Nach Melsungen, Frielendorf oder Nassenerfurt?