Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 20. November 1941
20.11.1941
Mein liebes Lottenkind,
eigentlich wollte ich heute nicht schreiben, weil ich zu müde bin, aber weil Du die letzten Tage ohnehin schlecht weg gekommen bist, ich habe nämlich alle dringende Briefschulden endlich erledigt, will ich Dir doch schnell wenigstens einen Gruß schicken. Ich habe der Mutter einen Brief geschrieben, weil ich aus Deinem letzten Brief den Notschrei wohl herausgehört habe. Schreibe mir bitte mal, ob Du eine Wirkung merkst und welche. Ich habe ihr 2 Briefe geschrieben und Dich in ihnen auch nicht grüßen lassen, damit ich konsequent bleibe. Ich habe ferner an v. Schwartze, Heiner Göbel, Onkel Becker, Hans Banthien und Walter Maiss geschrieben, bin also recht fleißig gewesen. Wenn man Beziehungen aufrecht erhalten will, muss man schon was für tun.
Wo steckt eigentlich Hänschen? Ist sie schon in Danzig und wie lautet Ihre Anschrift. Was macht sie dort und wovon lebt sie.
Die gute Nachbarschaft zu Frau Claussen freut mich, denn ich habe sie im Gegensatz zu Vater gut leiden mögen. Frau Hillenbrandt in Deinem Kränzchen ist auch nicht schlecht, paßt sie zu den anderen Damen?
Ich habe jetzt schon wieder den 4. Tag keine Post, weil wir hier dicken Nebel haben, sodaß weder Dampfer noch Flugzeug die Verbindung mit dem Festland herstellen können. Es sind sicher Briefe für mich in Jever, ich werde sie aber erst bekommen, wenn der Nebel weggeht.
1000 liebe Grüße und Küsse Dein Mann
Briefe an mich kannst Du ruhig rot schreiben, damit Du den schwarzen Teil des Farbbandes schonst.