Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. Dezember 1941
29.12.41
Mein liebes Lottenkind,
Nun bin ich wieder hier gelandet und muß wieder mitspielen, ob es mir Spaß macht oder nicht. Ich bin in einen ausgewachsenen Angriff der Engländer auf W´haven geraten. Wir standen mit unserem Zug stundenlang auf offener Strecke und die Splitter klatschten nur so auf die Wagendächer. Eine solche Abwehr habe ich noch nirgends gesehen. Wir kamen dadurch erst um 1 Uhr nachts in Jever an an und konnten nicht mehr zum Horst und haben im Bahnhofshotel geschlafen. Von Köln bis Bremen habe ich 5 Stunden gebraucht. Von Bremen nach Wangerooge 21 Stunden. Wilhelm L. war schon weg. Ich habe hier einen Haufen Päckchen vorgefunden. Darunter das Apfelpaket, das Freßpaket, das Paket von Mutter, ein Paket von Gmünd und eines von Elly Bußmann und das von Ottos. Ich schwimme in Zigaretten und Plätzchen. Das ist auch sehr gut, denn die Verpflegung hat sehr nachgelassen.
Ich habe nun doch einige Sachen vergessen.
1.) die Bilder 2 (unleserlich), das Familienbild, Bilder von den Kindern (sie liegen im Bilderkasten)
2.) meinen roten Pullover
3.) das Feuerzeug
ich fand hier auch einen Brief von Charly vor. Der arme Kerl! Gibt ja Wollsachen ab. Es muss furchtbar sein in Rußland. Ich schicke Dir den Brief wenn ich ihn beantwortet habe. In Bremen wurden Damen auf den Straßen in Pelzmäntel angepöbelt, sie schämten sich schrecklich. Trotzdem sieht man kaum eine Frau ohne Pelzmantel. So viele Pelzmäntel sind im dicken Frieden nicht getragen worden. Aber abgeben will keiner was. Unsere Soldaten können ja