Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 14. Januar 1942
14.1.42
Liebes Lottenkind,
Es ist scheußlich hier. Es ist bitterkalt mit eisigem Ostwind. Unsere Baracke ist durch den Rumms, soweit sie überhaupt noch da ist, aus allen Fugen und läßt sich infolgedessen nicht heizen, dazu kein Wasser und damit keine Klosettbenutzung und kein richtiges Waschen. Wasser gibt es erst wieder in der 20 Min. abgelegenen Werft. Es ist einfach scheußlich. Bei der Kälte kann ich auch kaum schreiben, denn meine Finger sind steif. Wilhelm Lichtschlag ist eben angekommen. Ich freue mich, daß wir jetzt wieder alle beieinander sind. Den Brief Engels habe ich heute bekommen und werde ihn gleich beantworten, obgleich es mir schwer fällt unter diesen Bedingung-
gen. Wenn Du diesen Brief bekommst ist bald schon Kläuschens Geburtstag. Ob die Mu schon wieder da ist dann? Hoffentlich kommt das Päckchen mit den Soldaten rechtzeitig an. 3 Nummern des Reichs schicke ich Dir mit gleicher Post. Mach Dir einen gemütlichen Abend damit, wenn Du es vor lauter Arbeit kannst. Du tust mir richtig leid, arm Lött! Hoffentlich hälst Du dies Arbeitstempo aus. Ach könnte ich mal beim schönen warmen Ofen sitzen und endlich mal wieder warme Füße haben. Könnt Ihr mir ein paar warme Einlegesohlen kaufen oder nähen? Ich bin die ganze Zeit her noch nicht rausgekommen. Habe Frl. Möckel die Grüße noch nicht bestellen können und nichts. Das wird ja hoffentlich heute durch Wilhelms Rückkehr besser werden.
1000 liebe Grüße auch an das Geburtstagskind und die anderen Kinder und an Mutter
Dein Harald.