Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 16. Januar 1942
den 16. 1.42
Mein liebes Lottenkind,
hier ist die Kopie des Briefes, den ich gestern an Engels schrieb. Überweise bitte 500 Mk und wenn Engels den Rest verlangt, dann meinetwegen den auch noch, ohne mich erneut zu fragen.
Den Wert der Wuppertaler Grundstücke für Frau Engels muß(t) Du aus dem Einheitswertbescheid herausholen, wenn Du das nicht kannst, dann rufe Wiel an, er möge bei der Stadt den Einheitswert erfragen.
An Wiel werde ich wegen der Buchung noch schreiben.
Wir sind hier unterdessen vollkommen eingefroren, weder im Osten noch im Westen können mehr Schiffe die Insel anlaufen. Wir sind gänzlich auf unser Kurier-
flugzeug angewiesen. Ich komme durch Wilhelms Krankheit überhaupt nicht vor die Tür. Ich sollte doch Frl. Hilde Möckel besuchen. Meinst Du ich ich käme dazu.Gar keine Rede. Ich weiß gar nicht mehr, wie warme Füße sind. Ich komme diesmal hier so gar nicht recht wieder in Tritt. Ich hänge sozusagen zwischen Himmel und Erde. Ich sehe plötzlich keinen sinnvollen Zusammenhang mehr zwischen den Dingen, das macht mich unzufrieden mit mir und der Welt. Vielleicht ist es auch nur Mangel an frischer Luft. Ich hänge nämlich den ganzen Tag und die Nacht dazu in der Bude.
Wird die Mu nun an ihrem Geburtstag bei Euch sein oder nicht. Nach Annelieses Weggang wird sie ja wohl keine rechte Lust haben zu kommen.
Es grüßt Dich recht lieb und die Kinder und Mutter auch
1000 Küsse
Dein Harald.