Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 17. Januar 1942

den 17. 1.42  

Mein liebes Lottenkind,

Ich habe grauenhaften Briefschulden und weiß nicht, wie ich deren Herr werden soll. Alles hat zu Weihnachten geschrieben bzw. sogar Paketchen geschickt. Ich weiß nicht, ob ich Dir schon schrieb, dass ich hier auch ein sehr liebes Päckchen von Bußmanns Bonn vorfand. Solltest Du Elly mal sehen oder mit ihr telefonieren, so sage ihr, daß ich mich sehr gefreut hätte. Ich schreibe ihr selbstverständlich auch noch. Die Verpflegung ist jetzt ziemlich dürftig geworden. Es gibt abends jetzt viel süße Suppen und dann nur noch eine Spur Butter für den Morgen. Da ich nun süße Suppen mit dem besten Willen nicht essen kann – ich habe es erneut versucht, weil ich dachte, der Hunger treibt sie rein – fällt das Abendessen jetzt öfter

aus. Ich freue mich daher sehr auf die angekündigte Wurst.

Unsere schöne treue Transportmaschine, mit der ich im Herbst noch bis Jever in Urlaub flog ist gestern abgestürzt. Sie liegt irgendwo bei Jever im Wald. Sie war unser einziger Trost bezüglich der Post. Wer weiß, wie wir jetzt Post und dergl. bekommen. Hoffentlich wird alles besser, wie es aussieht.

Morgen hat nun unser kleines Kläuschen Geburtstag. Ich hoffe, daß mein Päckchen mit den Soldaten rechtzeitig da sein wird, damit er sie auf dem Geburtstagstisch vorfindet. Ich habe in das Päckchen noch braune Schuhwichse und einen Bombensplitter bei belegt. Wir haben hier noch später gefunden, die so groß sind, wie ein kl. Da (unleserlich???)ett. Ich wollte, ich könnte morgen mal bei Euch reinsehen.

1000 liebe, herzliche Grüße              
Dein Mann