Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 18. Januar 1942
den 18. 1.42
Mein liebes Lottenkind,
ich habe schrecklich viel zu tun und abends haben wir jetzt dauernd ganz ordentliche Angriffe. Um zu verhindern, daß irgendwelche Lichtschein nach außen dringt, wird das Licht an zentraler Stelle ausgeschaltet. Wir sitzen dann plötzlich im Dunkeln. Um ein jämmerliches Kärtchen sitzen dann 4 Mann und es ist ganz unmöglich zu schreiben. Gestern brannte zu allem Überfluss der Schafstall des Platzlandarztes (?) ab und beleuchtete weithin das ganze Flugfeld mit allen Hallen. Der Tommy war über uns, hielt das Feuer aber, dass es bei seinem Anflug schon brannte, für ein Scheinfeuer. Das war ein Segen sonst hätten wir den Laden schön voll bekommen. Leider sind etwa 180 Schafe und 2 Ochsen verbrannt. Vermutlich unsere Fleischreserve für den Winter.
Post werde ich jetzt wahrscheinlich tagelang nicht bekommen bis unsere brave W. 34 ersetzt worden ist. – Du, Lotti, ich habe mich übrigens doll gefreut über Deinen Anruf von heute früh. Auch über das 2malige pupsige “ Ja“ von Kläuschen, unserem Geburtstags Jungen. Hoffentlich könnt Ihr schon feiern.
Du schreibst garnichts mehr von Angriffen! Läßt Euch der Tommy in Ruh? Hier eben ist er ziemlich aktiv. Ich schicke Dir den Brief Wöller zurück. Der Inhalt ist mir nicht ganz verständlich. Für einen Preis von Mk 1,- pro Quadratmeter ist das Grundstück jedenfalls nicht verkäuflich. Es ist ihm in dieser Richtung von mir auch nichts zugesagt worden. Auch müssen wir abwarten, wie sich die Stadt zu unserem Vorschlag verhält. Davon hängt es ja ab, ob das Gelände an die Katern-
bergerstraße (in Wuppertal) Baugelände ist oder nicht. Davon hängt selbstverständlich auch der Preis ab. Hoffentlich habe ich bald mal eine ruhige Stunde, damit ich Dir mal wieder einen lieben Brief schreiben kann. In der Eile geht das nicht so recht. Von Mutter bekam ich auch einen lieben Brief.
Einen recht lieben Kuß von Deinem Harald.