Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 17. Februar 1942

17.2.1942

Mein liebes Lottenkind,  

soeben erhalte ich Deinen lieben Brief vom 15. Februar. Er ist also nur 2 Tage unterwegs gewesen. Du Ärmste, ich bin richtig erschrocken, als ich las, daß Anneliese nun doch nicht kommt. Wie ist denn das gekommen, ich hatte mich schon richtig mit Euch gefreut, daß alles nun besser gehen würde. Wir beide müssen anscheinend beide jetzt mal ganz gefährlich ran, denn mir geht es nicht besser. Du schreibst von einem freien Nachmittag, nun so etwas habe ich seit meinem Wiederhiersein noch nicht erlebt. Ich will Dir nur mal den gestrigen Tag schildern, damit Du einen richtigen Begriff bekommst. 6:00 Uhr Wecken, 7:00 Uhr Dienst Anfang bis 12,45, dann Essen bis 13,20 und wieder Dienst bis 19,15, dann Abendessen, Stubendienst, Waschraum reinemachen. Um 21,30 todmüde ins Bett. Um 23,00 Wecken, Fernschreiben „Geheime Kommandosache“ bei Marinefernschreibstelle im Westen der Insel holen. Um 12,00 Uhr wieder ins Bett. Um 02,10 Wecken wieder Fernschreiben holen. Raus, anziehen in Kälte, Sturm, Schnee und Glätte zu Fernschreibstelle. Dazu stockfinster, der Tommy in der Luft: Um 03,20 wieder ins Bett. 6,0 0:00 Uhr Wecken usw. So ganz angenehm ist das doch auch nicht. Ich habe aber wenigstens die Aussicht, daß es bald anders wird. Es sind nähmlich Schreiber angefordert, die uns entlasten sollen, 3 sind heute schon in Jever eingetroffen, es sind 2 Studenten und ein Bankbeamter. Na wir wollen mal sehen. Einer ist als Ersatz für Wilhelm Lichtschlag gedacht, der nun wohl nicht mehr zu uns zurückkommt son

[Am Rand:] ein Brief an Heiner Göbl, den ich vor Weihnachten schrieb kam heute zurück mit   dem Vermerk Neue Anschrift abwarten

dern zum Ersatztruppenteil abgeschoben wird. Schade, aber er wollte es ja selbst. Du schreibst, daß ich mich gegen den Willen des Majors weg melden sollte. Was wäre dann gewonnen. Ich käme zu einem Ersatzhaufen und würde bei der nächsten Gelegenheit irgend einer Dienststelle in der Etappe zugeteilt, wäre auch nicht zuhause, bekäme die paar Mark Frontzulage nicht und hätte das dumme Gefühl Etappenschwein zu sein. Schreib mal, was Du darüber denkst!   Hoffentlich ist Mutter bald wieder auf den Beinen. Grüße sie schön von mir und wünsche ihr gute Besserung. Was sagst Du zu meinen Umänderung für die Wohnung. Das jetzige Mädchenzimmer müßte dann Möbelmagazin werden. Sind wir eigentlich für unsere Möbel gegen Feuer versichert? Ich weiß es doch im Augenblick nicht. Eben höre ich im Radio, dass unsere U- Boote die Öltanks immer Hafen von Curacao beschossen haben. Doll, ganz doll. 1000 liebe Grüße                                     Dein Harald