Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 24. Februar 1942

24.2.42

Mein liebes Lottenkind,

Ich bin jetzt scheinbar über den Berg. Die Rückkehr von Feldwebel Otto und das Erscheinen eines Ersatzmannes für Wilhelm nicht schlag macht sich doch sehr bemerkbar. Ich konnte mir gestern z.B. wieder mal einen Kinobesuch leisten. Ich hatte das Kino doch sehr vermißt, es ist so die einzige äußere Anregung, die man hier hat. Es kommt dann noch der wöchentliche Abend bei Pfarrer Iser, dann ist es aber auch schon zapenduster. Ich bekam heute eine Karte von Mutter aber schon 2 Tage keine Post von Dir na ich weiß ja wie es Dir geht und daß ich während der Sturm – und Drangperiode hier auch nicht zum Schreiben kam. Ich legte übrigens dem Brief Nr. 21 Mk und das“ Reich“ bei. Bestätige mir bitte den Eingang von beidem. Unser neuer Mann

ist ein Medizinstudent aus Duisburg und ein guter Arbeiter. Gestern hatten wir seit langer Zeit wieder mal 2 Stunden Sonnenschein, man empfand es richtig als Vorboten des Frühlings, obwohl es immer noch lausekalt ist und wir immer noch fest eingefroren sind. Die Polarlandschaft vor unserer Insel ist immer fantastischer geworden. Wenn ich dazu komme, meinen Film entwickeln zu lassen, werde ich Dir Bilder schicken. Ich bin bei den Aufnahmen beinahe erfroren. Ich konnte kaum knipsen, so erstarrt waren meine Finger. Sogar den Möven war es zu doll, sie gingen zu Fuß und saßen ganz verdaddert auf den Dünen rum.

1000 liebe Grüße und Küsse auch an die Mutter und die Kinder      
Dein Harald