Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 26. Februar 1942
26.2.42
Mein liebes Lottenkind,
Schon wieder kam gestern ein Anruf und ich möchte, daß es alle Tage so gehen möchte. Ich muß sagen, daß mich das Verhalten von Anneliese Degen auch sehr enttäuscht hat, ich hätte bei ihr mehr Herz vermutet. Ich setze hier mitten im Aufbruch, ich soll abhauen, den Nachfolger einarbeiten, meine Sachen packen alles zu gleicher Zeit. Ich habe ja nun die Ruhe weg, alles hübsch nacheinander, wie die Beamten. Ich schicke schon einen Stapel Briefe mit, weil ich jetzt mein Gepäck so leicht wie möglich machen muß. Es wird ohnehin 1 Zentner wiegen. Das Schlimmste ist, daß ich mich schrecklich ärgere, weil ich nach Jever muß. 1. weil Riemann droht 2. weil ich Jever nicht leiden kann warum weiß ich nicht aber es fehlt das Meer und ich bin jetzt verwöhnt.
Der Urwald, in dem Storm gewandert ist, ist sicher auch nicht mehr da. Ich habe den Verdacht, daß es der Wald ist, indem jetzt der Fliegerhorst liegt. Von Urwald hat er nichts mehr an sich. Ob Du mich nun noch besuchen willst? Wangerooge wäre schöner gewesen, da hättest Du bei Tag am Strand gelegen und hättest Dich in der Seeluft herrlich ausgeruht. Aber Jever! Na, wir werden sehen. Hast Du von Klemmers schon die Provision bekommen. Es ist komisch, aber ich glaube doch immer noch irgendwie an Dein kommen, obgleich ich weder in Punk(t)o Geld noch im Hinblick auf die Zeit und Arbeit sagen kann, wie das gehen soll. Hoffentlich kommt mit der Zeit auch der Rat. Hier ist es wieder schön kalt geworden. Hoffentlich ist es bei Euch wärmer wo Ihr kaum noch Kohlen habt.
1000 liebe, liebe Grüße und Küsse
Dein Harald
ebenso an Mutter und die Kinder, was macht Jürgen?
(Konto A. Bank auflösen!)