Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 5. März 1942

5.3.42

Mein liebes Lottingkind,

heute habe ich nur ein paar Minuten Zeit, aber schreiben will ich doch, um Dir die Freude des Postempfangs zu machen. Ich habe gestern Deinen Brief bekommen, in dem Du mir schreibst, daß die Mu wieder daheim ist und daß sie als beruhigendes Element wirkt. Das hat mich sehr beruhigt und gefreut, denn nach Deinen letzten Briefen hatte ich es doch mit der Angst bekommen. Wie steht es denn mit der Putzfrau von Frau Prof. Eckardt?

Du mußt Dir aber auch die unüberlegte Äußerung eines jungen Dinges, wie der Anneliese Gilles nicht so zu Herzen nehmen, daß Du seelisch aus den Fugen gehst. Ich sehe hier immer mehr ein, daß ich hier in einen ganz traurigen Laden herein gekommen bin, wo Mißgunst und blasser Neid jede Kameradschaft unmöglich macht. Außerdem sind die Leute alle abgehetzt und übernervös und damit reizbar. Wenn ich könnte ginge ich heute am Tage zu Fuß nach Wangerooge zurück. Lieber ginge ich natürlich ins Rheinland. Gibt es denn gar keine Möglichkeit eines Austausches? Vielleicht fährst Du mal aufs W.B.K. und fragst nach, ob eine Möglichkeit besteht. 5 Kinder und Geschäft und so, na Du wirst ja wissen! Hoffentlich hast Du mal Zeit dazu, es wäre doch zu schön.

Helgas Brief hat mir großen Spaß gemacht, besonders das schöne Bild

1000 liebe Küsse auch an die Kinder
Dein Harald

Beide Mütter lasse ich herzlichst grüßen