Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 5. März 1942

J., den 5.3.42

Mein liebes Lottenkind,

es ist jetzt Mittagspause, wenigstens das, was hier so genannt wird, und da nun gerade die Schreibmaschine frei ist, will ich die Gelegenheit benutzen. Und da nun gerade die Sc frei ist, will ich die Gelegenheit benutzen.

Ich schrieb Dir im letzten Brief schon, daß ich hier unter allen Umständen wieder weg will, wenn es nicht nach Hause gehen kann, dann Gott weiß wo hin nur hier weg.

Den Herrn Kameraden hier passt keine Veränderung und sie suchen jeden Neuling, in denen sie auch gleichzeitig den zu sehen glauben, der ihre Verschickung zur Front bedeutet (Ablösung), nach Kräften unmöglich zu machen. Meinst Du hier erklärt mir jemand etwas? Nicht ums Verrecken. Man verschanzt sich hinter viele Arbeit findet dann aber genügend Zeit, gemachte Fehler in aller Breite zu rügen, möglichst in Gegenwart eines Vorgesetzten. Ein widerliches Pack.

Du wirst verstehen, daß mir das keinen Spaß macht, und daß ich mit aller Gewalt wegstrebe.

Ich bat Dich, mir doch ein Paket zu schicken. Es darf aber nicht, wie ich heute erfahre nach Jever gehen, sondern muss nach Upjever über Jever gehen. Postlagernd natürlich. Ein paar Zigaretten kannst Du wohl nicht einlegen. Hier in J. gibt es nur 3 Stück pro Tag.

Auch das Essen ist erheblich schlechter als in Wangerooge. Wir bekommen hier nicht nur Trockengemüse sondern auch Trockenkartoffeln, dazu läßt die Zubereitung viel zu wünschen übrig. Was nützen einem bei derartigen Nachteilen die guten Quartiere. Es ist übrigens zu blöd, in den stürmischen Wangerooge, , wo ich nie warme Füße bekam, wo uns bei geschlossenem Fenster und Tür eine Wandkarte vom Wind von der Wand abriß, wo es nachts eilsg wurde und tagsüber nur lauwarm (außer Fußboden) war ich nie erkältet. Hier bei Zentralheizung und Steinbauten, warmem Schlafen, Doppelfenstern usw. habe ich meinen ersten Schnupfen bekommen.

Wenn ein Austausch gelingen sollte, müßte er aber bald sein, ehe ich eingearbeitet bin, denn dann wird es kaum noch gehen. Überlege mal ob und was sich etwas machen läßt. Hier muß ich so oder so raus. Wie steht es denn bei Euch mit den Kartoffeln? Bekommt Ihr jetzt wieder welche, der Transport muß doch bald wieder möglich sein.

Ich grüße Dich und die Kinder herzlichst, ebenso die Mütter.

Dir schicke ich viele, viele Küsse 
Dein Harald

 

Eben ruft Ernst Hildebrandt an und teilt mir mit, daß er nach Oldenburg versetzt ist. Ich verliere damit auch noch den einzigsten guten Bekannten.