Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 28. März 1943
28. 3. 42 [Datierung fraglich]
Mein liebes Lottenkind,
so nun ist das Schreiben wieder schön im Zug. Es macht mir Freude, mit Dir zu plaudern. Ich kann die Gedanken wieder einigermaßen zusammen halten, was sicher eine Folge der guten Erholung ist, die mir der Feuerkogel (?) gebracht hat.
Heute – ich hatte, nachdem ich gestern 2 bekommen hatte, garnicht mit einem Brief gerechnet – kam Dein lieber langer Brief vom 23.. Das hat also 2 Tage länger gebraucht als Deine Briefe vom 24., die ich immer mit mir herumschleppe, weil sie mir so sehr viel Freude gebracht haben und jedes Mal wieder bereiten, wenn ich sie zum soundsovielten Male durchlese. Das sind so die kleinen Freuden des Lebens die wir auskosten müssen und die richtig genossen zu großen werden. Die großen, wirklich großen Freuden sind selten. Die großen Ereignisse unseres Lebens brechen meist mit brutaler Gewalt über uns herein sie sind oft weder herbei zu ziehen noch zu umgehen. Sie liegen außerhalb unseres Machtbereiches. Aber die kleinen Freuden, die haben wir in unserer Gewalt, die können wir genießen und bereiten. Das ist das Schönste an ihnen.
Inzwischen wirst Du auch von Hans Banthien den Durchschlag seines Briefes an mich vom 25.3.43 bekommen haben. Ich hatte ihm geschrieben und ihn gebeten, mir die fälligen Zinsen anzugeben. Überweise ihm bitte die Zinsen für 1942 in Höhe von 15,36 Mk und bei Gelegenheit den gleichen Betrag für 1943.
// Ich freue mich sehr auf dem Weg über Dich wieder etwas von Heinz Schilling zu hören! Die Arme aus jetzige! Hoffentlich hat er nun meinen Brief noch bekommen. Vielleicht schreibe ich ihm heute noch nach Stettin.
Ich sehe jetzt gern einmal in meinen Steingarten herein. Es ist geradezu eine Marotte von mir, daß ich an dieses winzige Fleckchen Erde so oft denken muß. Ich habe hier in Stade ein entzückendes kleines blaues Blümchen gesehen. Es hat Blätter wie ein Schneeglöckchen und wuchert (?) anscheinend. Das möchte ich noch hinein haben, dazu 2 Polsterprimeln in 2 verschiedenen Farben, einigen Märzenbecher und einige Krokusse in weiß, lila und gelb. Dann wird das Bild im Frühling ein recht frohes Aussehen haben. Was hat denn der Schlosser für die Schilder bezahlt und ist schon etwas für die Versilberung der Badeöfen usw. geschehen oder soll ich das machen, wenn ich in Urlaub komme. Vielleicht ist das das Beste. So nun weiß ich nichts mehr, nur daß ich Dich schrecklich lieb hab.
1000 liebe Küsse
Dein Harald