Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 11. April 1942
den 11.4.1942
Mein liebes Lottenkind,
Dein Brief vom 2. Ostertag ist da, die Zigaretten sind da und – was noch wichtiger ist – gute Nachricht. Ich hatte mich doch schrecklich aufgeregt, als ich im Wehrmachtsbericht Bonn erwähnt hörte. Nun bin ich sehr froh, daß Ihr wenigstens nur mit dem Schrecken davon gekommen seid. Was ist denn nun eigentlich passiert wenn der Wehrmacht Bericht eine Stadt besonders nennt, dann ist doch dort besonderes geschehen. Schreib mir bitte mal mehr. Für Brief und Zigaretten möchte ich Dir recht herzlich danken. Wie kommt es nur, daß Du meine Post so spät bekommst, während ich Deine meistens in 3 Tagen habe. Du gehst auch auf vieles nicht ein, was ich Dich gefragt habe. Ist da wieder Post verloren gegangen? Ich weiß z.B. immer noch nicht, was Du dazu sagst, wo Du gern untergebracht sein möchtest, ob Dir das Forsthaus angenehm ist, oder ob Du lieber in der Stadt wohnen möchtest? Wenn ich nicht bald Quartier besorge wird es keines mehr geben, da alles schon voraus bestellt wird. Das Forsthaus hat z.B. schon Bestellungen für Juli und August vorliegen. Das Reisen war übrigens nur in den Ostertagen beschränkt. Ich schrieb Dir doch auch, daß ich hoffe etwa am 20. 4. ein paar Tage Urlaub zu bekommen. Ich muß in diesen Tagen natürlich dann die Steuererklärungen machen. Bereite bitte alles, soweit möglich, vor. Gestern ist ein Kamerad aus Wangerooge hier eingetroffen, der auch zum Jafüstab versetzt ist. Er heißt Abel und ist aus Köln. Auf den langen Buddemeier, der auch kommen sollte, warte ich immer noch.
Ich habe zu Ostern oder wenigstens nach Ostern, Post von Hjalmar und von Hansi bekommen. Wilhelm L. rechnet damit in kommender Woche aus dem Lazarett entlassen zu werden. Hoffentlich bekommt er dann einen Urlaub.
Jetzt, wo ich weiß, daß ich in 20 Tagen bei Euch sein werde, schicke ich natürlich kein Geld mehr, sondern bringe es mit. Ich habe jetzt wieder einen Hund zu versorgen, es ist eine Vorsteherhündin, die dem Oberst gehört. Es ist ein sehr liebes Vieh. Ich freue mich darüber 1. weil ich Tiere sehr gern habe und 2. weil es einen Grund für mich ist, ab und zu mal für 10 Minuten an die frische Luft zu kommen. Ich gehe dann einfach mit dem Hund
in den Wald.
Du glaubst garnicht, wie ich mich darauf freue, mal wieder zu Dir zu können, mein süßes Frauchen. Ich würde die Reise nicht scheuen und wenn ich nur Stunden bei Dir sein könnte. Wir müssen die Tage sehr konzentriert genießen, denn mehr als 5 werden es nicht werden. Aber wie schön worden war doch mein 5Tageurlaub zu Neujahr 41!
Dazu kommt, daß Frühling ist und hoffentlich auch schönes Wetter. Am 20. April muß man den Frühling bei Euch doch schon ganz erheblich fühlen. Hier ist immer noch nichts zu sehen. Nur das Wetter ist etwas frühlingsmäßiger geworden. Die Fröste haben ziemlich aufgehört, dafür regnet es jetzt viel.
Hoffentlich bekomme ich heute Post von Dir.
1000 liebe liebe Küsse für Dich und liebe
Grüße für die Kinder und die Omis
Dein Harald