Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 30. April 1942
30.4.1942
Mein liebes Lottenkind,
bin gut, wenn auch etwas übermächtig hier angekommen. Der Zug war wieder märchenhaft voll, sodaß ich bis Osnabrück stehen mußte. Hier der Dienst ohne Schlaf schmeckt auch nicht übertrieben gut, aber das Bewustsein, einen Urlaubstag dadurch gewonnen zu haben, hilft über alles weg. Mir ist übrigens eingefallen, daß ich meine Erkennungsmarke vergessen habe, sie hängt an Herrndiener. Bitte schicke sie mir gleich zu, aber unter “ Einschreiben“.
In Sande auf dem Bahnhof traf ich Fritz Iser, mit dem ich bis Jever zusammenfuhr.
Lehring und Hildebrandt sind nach Metz verlegt worden. Mit meiner Gasmaske habe ich Glück gehabt. Ich fand hier Post vor, daß mir die Maske nach hier nach geschickt wird. Ich bin zur Zeit noch keine richtigen Empfindungen fähig. Morgen werden wir um 5 Uhr geweckt. Von 6-8,30 Uhr ist dann exerzieren. Anscheinend zur Verschönerung des 1. Mai! Hier ist immer noch vollkommener Winter. Ich komme mir vor, als ob ich zum Nordpol gefahren wäre. Geregnet hat es hier in der Zwischenzeit auch nicht.
Deine Bescheinigung für die Reise habe ich auch vergessen. Schicken Sie mir bitte auch, damit ich hier alles klarmachen kann.
Viele liebe Grüße und Küsse
Dein Harald
Dem süßen, kleinen Jürgen gib zu seinem Geburtstag einen recht lieben Kuß vom Pappi.