Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 26. August 1942

den 26.8.42

Mein liebes Lottenkind,

ich bin heute feierlicher Stimmung, denn eben hast Du durchs Telefon zu mir gesprochen. Wenn man auch im Augenblick nicht immer die richtigen Worte findet, so ist die Freude, Deine Stimme zu hören, doch sehr, sehr groß, auch wenn sie am Telefon vielleicht sachlich klingt.

Ich habe mir allerdings überlegt, daß ich nicht sofort zum Arzt gehen kann, wie ich es Dir versprochen habe, weil ich damit den Ferienaufenthalt des Uffz. Hohle gefährden würde. Der Arzt braucht mit mir nur ein Sofortprogramm vorzunehmen und schon könnte Hohle, den ich ja vertreten muß, nicht fahren, oder er würde, wenn er schon gefahren werde, telegrafisch zurückgeholt, was ich ihm nicht antun möchte.

Also, das fiel mir nur gerade so ein, ich verspreche dir, also sofort, wenn Hohle zurück ist, zum Arzt zu gehen. -

Es ist jetzt Abend und ich will Dir noch schnell erzählen, daß ich heute Nachmittag frei genommen hab, weil es die letzte Möglichkeit war. Es war bullenheiß, aber ich bin trotzdem 4 Stunden im Wald spazieren gegangen über Forsthaus, Wildkamp, brauner Hirsch. Ich war ganz alleine und hatte viel Zeit an Dich und mich zu denken. Es ist doch sehr gut, wenn man ab und zu mal Zeit hat, ein bisschen nachzudenken. In ein paar Minuten kommt man nicht in Schwung. Ich habe kaum einen Menschen gesehen, die Heide blühte, ich habe Brombeeren gegessen und bin ganz langsam gegangen,

teils wegen der Hitze, teils um die innere Ruhe zu haben. Die nächsten 3 Stunden werden recht hart werden, hoffentlich haben wir wenigstens nachts Ruhe. Abel ist heute aus dem Urlaub zurückgekommen. Er sagt Mainz sehe noch schlimmer auch als Köln und die Stimmung in Köln sei recht schlecht. Es ist doch ein heller Wahnsinn.

Ich bin nun sehr müde und werde ins Bett gehen. Gute Nacht, mein liebes süßes Frauchen.

1000 liebe Küsse        
Dein Harald

Grüße bitte die Kinder, die Omi, Lisbeth und Herkenraths von mir.  

27.8.42

Die Wanderung grstern hat mich doch irgendwie erfrischt. Ich glaube, es waren die anderen Eindrücke, die sich boten. Frau Lichtschlag ist heute Vormittag gefahren, nun werde ich Wihelm ja wohl hier und da mal wieder zu Gesicht bekommen. Heute wird es sicher wieder heiß. Es ist doch ein Segen, daß die Bauern auf diese Weise ihre Ernte doch noch gut hereinbekommen bis auf das Heu, das zumindest hier verregnet ist. Carels [?] müssen eine Kuh verkaufen, weil sie zu wenig Futter haben.

Dein Harald