Harald Endemann an seine Frau Charlotte, Oktober 1942 (?)
Mein liebes Lottenkind,
so schön ruhig, wie ich mir das Nach (t)kommando vorgestellt hatte, ist es nun wieder nicht. Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, das Paket zu packen. Ich will auch unter allen Umständen heute Abend noch zu Carels. Sie würden sicher böse sein, wenn ich mich nicht verabschieden würde.
Zum Arzt werde ich nun erst in Stade kommen. Von den Zuständen in Stade hört man Wunderdinge. Es muß in jeder Hinsicht drunter und drüber gehen. Mir soll noch mal jemand was von militärischer Organisation erzählen! Wenn trotzdem nicht schon alles Verfahren ist, dann nur deshalb, weil ohne Rücksicht auf Material und Kosten ohne Rücksicht auf die Leute gewirtschaftet werden kann.
Briefe bekomme ich zur Zeit nicht, weil alles schon nach Stade umgeleitet ist. Das ist sehr schade, denn ich habe auch vorher keine bekommen. Na, ich werde in St. wohl welche vorfinden. Schade, daß ich die Fleischmarken nicht mehr hier bekommen habe, ist ja schade, denn wer weiß, was man in Stade dafür bekommt. Wie geht es Dir denn mit
Deinen Bebresten (?). Hoffentlich hat sich wieder alles gemacht. Sind die Kinder wieder gesund? Was macht Helgas Klavierspiel? Ich freue mich sehr darauf, wenn sie mir bei meinem nächsten Urlaub etwas vorspielen wird. Ich habe für all meine Arbeit hier wenigstens das Lob von Hptm. Rech bekommen, daß alles fabelhaft geklappt habe. Zu Hohle hat er gesacht, ich hätte unverwüstlich Tag und Nacht gewühlt, er sei sehr zufrieden. Das freut mich ja nun doch. Aber was nützt es, ich werde doch kein Unteroffizier, höchstens morgen Obergefreiter. Das soll eine Beförderung sein. Ich empfinde es aber als Blamage.
1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Mann