Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 12. Dezember 1942
12.12. 42
Mein liebes Lottenkind,
ich warte brennend auf Deinen versprochenen Brief mit den restlichen Bildern und der Kleiderkarte von Onkel Emil. Wo bleibt er? Heute bekam ich Nachricht von Pfalzwein-Jacob. Sie liegt bei. Hat die Mu an Scheidt geschrieben? Hansi schickte mir bereits ein liebes Weihnachtspaketchen.
Nun ist morgen schon der 3. Adventssonntag und ich zehre noch immer von 1.. Habt Ihr an den folgenden Sonntagen auch Feiern gemacht oder musste mangels Masse darauf verzichtet werden? Schade, dass man an allen Ecken so geizen muss. Die Kinder sind sicher schon voller Weihnachtsfreuden und Aufregungen.
Was hat denn das Landratsamt in Bonn gesagt. Ich bin richtig gespannt. Wenn es nicht geklappt haben sollte, dann gehe ich im Urlaub nochmals mit Dir hin. Ob ich nicht im Hinblick auf den Familienunterhalt die im Februar fällige Steuererklärung bereits im Januar abgebe. Bereite bitte alles vor. Stelle auch die Einnahmen durch Versicherungen und Verwaltungen mal vollständig zusammen. Ich muss jetzt im Hinblick auf den Familienunterhalt alles viel sorgfältiger machen. Zum Fall Grasshoff schlage ich Dir vor, dass Du ihm schreibst, Du hättest um ihn richtig zu beraten, erst bei mir angefragt. Ich hätte dir folgendes geantwortet: Wenn die Verwaltung über Mk ----- verfüge, die man ja nicht ganz abziehen könne und Herr Pfarrer Grasshof an mehreren Stellen zusammen etwa 2000 Mk flüssig machen könne so reiche der Gesamtbetrag
doch nicht zur Barablösung aus, der Rest müsse dann doch durch eine Hypothek aufgenommen werden. Ich schlage deshalb vor, damit die Sache klar und schnell erledigt werden werden könnte, bei der Kreissparkasse Bonn, mit der man ja ohnehin in Geschäftsverbindung stehe, die Ablösungshypothek aufzunehmen. Die Sparkassen seien vom Reich angewiesen, diese Hypotheken zu geben. Wenn ohne Hast und Entblößung von sämtlichen Barmitteln der Betrag aufgebracht werden kann, kann die Hypothek ja jederzeit abgestoßen werden. Ich riete daher dazu von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.
Die Mutter muß sofort zur Stadtsparkasse gehen, damit die Sache mit der Ablösungshypothek noch rechtzeitig erledigt wird, sonst diktiert ihr das Finanzamt irgend ein Kreditinstitut zu, daß ihr wohlmöglich nicht passt.
Du glaubst garnicht, wie fieß ich diesen geschäftlichen Krampf in den Briefen finde, aber er muß ja sein. Ich habe so ganz andere Gedanken, die neben dem Mist gar nicht mehr aus der Feder wollen. Mir ist nach den letzten Urlaubstagen hier alles egal. Ich kann mich einfach nicht wieder eingewöhnen. Nachdem heute Feldw. Hohle in Urlaub gefahren ist, bin ich wieder zu Heinz Büchner in die gemütliche Bude gezogen. Leider kann ich es heute nicht schon ausnützen, da ich Nachtdienst habe aber Du hast richtig gelesen. Feldwebel Hohle. Es ist also genauso gekommen, wie ich es vorausgesehen habe. Hohle ist aus Anerkennung für das gute Funktionieren der Abt. II a befördert worden, obwohl er von den ¾ Jahren, die er jetzt hier ist ½ Jahren beinahe weg war. Wer hat die Arbeit gemacht? Ich. Wer ist befördert worden? Hohle.
[Rest fehlt]
Rest fehlt.