Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 13. Juni 1943

[Poststempel 13.6.43]

Mein liebes Lottenkind,

wenn Du diesen Brief bekommst ist Pfingsten. Es ist mir hier sozusagen über den Hals gekommen, ohne dass ich es recht gemerkt habe. Hier ist es jetzt endlich wärmer geworden, und ich muss jeden Tag daran denken, dass ich in dieser Zeit eigentlich zu Hause und – was noch viel wesentlicher ist, – bei Dir sein wollte. Es ist eine Sache im Werden, dass es jährlich nur noch einmal Urlaub geben soll. Das 4. Kriegsjahr wird wohl noch allerhand Überraschungen bringen. Über Deinen Brief habe ich mich herzlich gefreut. Mit dem Gedanken nach hierher zu kommen musst Du Dich recht intensif befassen, sonst wird es nichts. Es ist der einzige Weg uns in absehbarer Zeit mal wieder zusehen. Den Gedanken, Reg. Inspektor zu werden habe ich aus dem Grunde ganz aufgegeben, weil ich hier garnicht weggelassen werde. Mutters Gedichtchen ist wirklich reizend . Ich schreibe ihr deshalb auch gleich einen Brief. Wilhelm sitzt immer noch auf der Wartburg. Hoffentlich bekommt er wenigstens Urlaub. Ich wünsche Euch von Herzen ein recht frohes Pfingstfest und sende Dir mein liebes, liebes Frauchen viele liebe Grüße und Küsse.

Dein Harald