Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 16. Juni 1943
16.6.43
Mein liebes Lötting,
Heute bekam ich mal wieder einen lieben Brief von Dich(!). Ich habe den Eindruck, dass Deine Briefe immer seltener würden, außerdem sind sie 5-6 Tage auf der Post gegen früher 2. Heute bekam ich auch eine Ansicht Postkarte mit Rheinhotel Dreesen drauf. Leider war außer der Feldpostnummer nichts mehr daran zu lesen. Nun bin ich neugierig. Die reizende Geschichte mit Claussen blankem Hinterteil habe ich und alle Bekannten im Staab herzlich belacht. Wilhelm Lichtschlag ist auf 3 Tage auf Kommando nach M.´Gladbach gefahren, damit ihm nichts mehr anzufangen war. Er hatte durch das lange Warten durchgedreht. Hptm. Rech wird dieser Tage versetzt. Er kommt wahrscheinlich nach Sizilien. Ob ich ihn bitte, mich nachzuziehen, damit ich aus diesem blöden Stabe herauskomme. Wenn es doch nur einmal im Jahre Urlaub gibt ist es ja gleich ob von Sizilien oder von Jever aus. Die Stimmung bei den Lanzern hat durch die Urlaubsbestimmung übrigens eine bösartiger Wendung genommen. Keiner sieht die Notwendigkeit ein. Wenn eine Beschränkung der Fahrerei erreicht werden soll, dann könnten sie doch den einen Urlaub verlängern. … Eben kam Dein Anruf. Gott habe ich mich über die Trennung aufgeregt, ich habe geflucht wie ein Türke, Gott sei Dank kam die Verbindung doch noch zustande. Ich werde Mutter heute noch schreiben. Hoffentlich sind keine Briefe durch die Nachtangriffe verloren gegangen. Ich freue mich, dass ich Deine Stimme wieder gehört habe. Man muss heute bescheiden werden.
1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Mann