Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 26. August 1943
26.8.43
Mein liebes, süßes, goldiges Lottenkind,
es ist doch wunderschön als 40-jähriger nach 11-jähriger Ehe von der eigenen Frau richtige Liebesbriefe zu bekommen. Ja Lött, um diesen Punkt kreisen auch meine Gedanken. Es ist tatsächlich so, diese Zeit, so grausam sie sonst in unser Leben eingreift hat unsere Liebe neugeboren, frei von allen Belastungen vergangener Jahre und siehst Du Lötting, das ist ja auch der tiefste Grund für meine Reisepläne mit Dir. Ich möchte Dich nochmals für Tage ganz allein haben, noch alleine wie in Berlin und Stettin und das geht zu Hause leider, leider nicht. Ich denke mit einem leisen Grauen an die Abende mit schlafenden Omis und bin fest entschlossen das zu vermeiden. In 10 Tagen geht das auch besser als in 16. Meine Gedanken sind in jeder freien Minute bei Dir, so daß ich froh bin, wenn ich allein sein kann um ihnen nachhängen zu können. Ach wird ist das schön, so verliebt zu sein. Das Leben fängt doch erst mit 40 an, wenigstens in meinem Fall. Wenn es der Tommy dann im 41. kaputtschmeißt, dann hat es wenigstens noch einen herrlichen Höhepunkt und eine Erfüllung gehabt. Ich finde z.Zt. auch alle Dinge, die nicht uns beide und unsere Liebe angehen, vollkommen belanglos. Die Flut von Briefen, die über Dich hereingebrochen ist, ist ja nur eine Folge dieses Sehens nach dem Zusammensein mit Dir.
1000 recht liebe liebe, innige Küsse von
Deinem Mann