Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 5. Oktober 1943
5.9.43 [richtig wohl 5.10.1843 --- Poststempel: 6.10.43]
Mein liebes Lottenkind,
Endlich nach Tagen bekomme ich heute Abend beim Nachtdienst dazu, meine Gedanken vom Trubel der letzten Zeit zu ordnen. Im Vordergrund steht natürlich die Sorge um Mutter. Ob ihr Herz die Belastung durchhält? Leider habe ich heute keine Post von Dir bekommen, sodass ich nicht weiß wie es steht. Immer mehr Raum gewinnen aber auch langsam wieder die Bilder aus dem Urlaub und da wieder besonders die von der Reise. Wie schön und unbeschwert waren doch die Tage in Melsungen, Frielendorf und Marburg. War der Spaziergang auf den Heiligenberg nicht herrlich! Ist Melsungen nicht ein liebes Städtchen! Ist Marburg nicht fein und selbst das Drecknest Nassenerfurth ist schön , glaub es mir, denn für mich hängen die Erinnerungen vieler schöner Kinderferien daran. Wie geht es denn den verseuchten Gören? Gestern war hier in der Helgoländer Bucht wieder eine große Luftschlacht. Sie hat uns leider neben schönen Erfolgen auch den Verlust des Eichenlaubträgers Hartm. Claussen (131 Abschüsse) gebracht. Zum Arbeiten am Versicherungsvertragsgesetz bin ich noch nicht gekommen. Es muss viel aufgearbeitet werden
1000 liebe Küsse
Dein Harald