Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 8. Oktober 1943
8.10 43
Mein liebes Lottenkind,
Gestern kamen wieder 2 Karten beruhigenden Inhalts von Dir an. Ich danke Dir herzlich für die prompte Berichterstattung. Laßt Mutter nur so lange wie irgend möglich im Krankenhaus auch gegen ihren Willen. Ich habe ihr letzter Tage auch einen Brief ins Krankenhaus geschrieben. Aus ihrer Hessenreise wird jetzt wohl kaum etwas werden. Ich habe ihr in meinem Brief trotzdem davon geschrieben, um ihr Mut zu machen. Hier fängt alles langsam an, sich nach dem Umzug zu normalisieren. Gestern Abend bin ich im Jeverer Kino gewesen,
wo das Oldenburger Staatstheater ein aus dem Norwegischen übersetzte Schauspiel“ Bären“ gab. Es war recht gut und wurde gut gespielt. Alarme haben wir hier auch fast jede Nacht. Emden hat viel mitbekommen und sogar kleine Orte wie Aurich und Esens haben zu leiden gehabt. Jever ist bis jetzt verschont geblieben. Heute ist herrliches Herbstwetter und das wird sich der Tommy sicher nicht entgehen lassen. Tagsüber sind wir durch den dicken Bunker hinter unserer Halle wohl ziemlich sicher und der Tommy hat Plätze, die mit Jägern belegt sind bisher nur am Tage angegriffen.
1000 liebe Küsse
Dein Harald