Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 21. Oktober 1943
21.10 43
Mein liebes Lottenkind,
Heute, nach meiner Rückkehr aus Bremen finde ich Deinen lieben langen Brief vom 18. vor und einen von Mutter aus dem Krankenhaus vom 15.. Recht herzlichen Dank! Solche Briefe sind eine richtige Herzstärkung. Bremen war diesmal kein besonderes Erlebnis. Es regnete und alles, was man sonst in solchen Fällen tun kann, wie Museum oder Kino, viel aus, dieses wegen Mangel an Masse, jenes wegen Massenandrang. Ich bin in ein Konzertkaffee gegangen, habe 1 Mk. Eintritt und für Mütze und Koppel 50 Pfennig Garderobe blechen müssen und bekam für 1 Mk. ein Kännchen braune Brühe vorgesetzt. Im übrigen spielte eine holländische Kapelle. Dann hatte ich noch die Unterhaltung einer zweifelhaften Dame mittleren Alters die nicht mit Gewalt in ein anderes Lokal /zu/verschleppen wollte. Ich zeigte ihr dann das Familienbild, worauf sie verständnisvoll sagte, na, dann nicht! Wir haben uns daraufhin von Wien, Graz, Salzburg, Kassel, Berlin und anderen Städten, die sie alle kannte (sc. erzählt). Sie kannte auch Paris, London und Rom. Also internationale Klasse. Das Paket, das ich schon vor Tagen aufgeben wollte, aber nicht nach Jever kam, habe ich gestern in Bremen als Expressgut aufgegeben. Es hat nur 80 Pf. Gekostet.
1000 liebe Küsse
Harald