Ernst Hildebrandt an Charlotte Endemann, vermutlich Anfang Januar 1941
Sehr verehrte liebe Frau Endemann!
Die Vorgänge des heutigen Abends besitzen in ihren Wirkungen ein Ausmaß, das vielleicht dieses kleine Wort an Sie rechtfertigt. Mein Schreiben an Harald in den wenigen Tagen seines „Urlaubs“ deutete Ihnen an, dass Harald aufs tiefste mir verbunden ist; diese Bindung besitzt ihre Wurzeln im tiefsten und im nächsten Bereich des Menschen, den nur einer beherrscht (?), der gute Vatergott. In dieser Sphäre gab mir Harald von dem Seinen.m.a.W.: er wahrt mir zur Gnade – nein er ist es. Denn gerade diese Trennung offenbart dieser Einheit um uns. Ich bin mir bewusst, dass es uns „Erholungssoldaten“ um dieses Wort in den ihm zufallenden Abwandlungen auf uns zu beziehen, nichterlaubt ist, von „Opfern“ zu sprechen. Sie trägt Herr (?) ( unleserlich) für uns. Dennoch Haralds äussere Trennung von mir wühlte mich bis ins Innere auf.
Harald ist von meinen Freunden (?) erbetet (?) worden, Sie entließen mich in der (unleserlich???) dieser Intention: daß mir ein Mensch begegne, der mir Geleiter sei auf dem Wege zum Vatergott. Das Haus, die Familie, der Harald und Sie, sehr verehrte Frau Endemann, entstammen, offenbaren, was diese Bindung besagen will. So tröste ich mich an meiner eigenen Gattin und an Ihnen als der Gattin meines Soldatenfreundes, und freue mich dazu, dass die innere Einheit nur gesteigert wird am Geschick der äußeren Trennung. Ich grüße Sie, sehr verehrte Frau Endemann, ich grüße Ihre Kinder und erlaube mir zu grüßen die beiden Mütter meines Freundes.
Ihr ergebenster
Ernst Hildebrandt
Ich schreibe im “Betrieb“ einer 10-Männerbude. Entschuldigt das verfehlte Satzkonstruktionen?