Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 23. Oktober 1943
24.4.43 [laut Poststempel wohl richtig: 24.10.43 – ein Sonntag]
Guten Morgen liebes Lottenkind,
Es ist Sonntag und ich habe eine durch garnichts erklärliche Sonntagslaune. Es wird nämlich hier mal wieder organisiert und infolgedessen viel unnütze Arbeit geleistet. Wilhelm und ich sind mit unserer Bude umgezogen und zwar ins Parterre desselben Blocks gerade dem Eingang gegenüber. Da sich nun aber in der Zwischenzeit wieder vieles geändert hat, ist es garnicht ausgeschlossen, dass wir erneut umziehen müssen. – Eben kommt durch das Oberlicht eine Meise ins Zimmer geflogen, setzt sich auf den Tisch, sieht mich mit schräg gehaltenen Köpfchen ohne Angst an und fliegt wieder raus. Es war mir wie ein Gruß von Dir. Das Wetter ist hier z. Milde. Die Wälder, soweit es Laubwälder sind brennen und ich kann von meinem Fenster aus 12 Stück Dammwild sehen, , das auf dem Rollfeld äst. Ich möchte jetzt spazieren gehen können, am liebsten gleich durch bis nach Godesberg.
1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Harald