Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. Oktober 1943
29.10 43
Mein liebes Lottenkind,
Heute Vormittag haben sie uns um 5 Uhr aus den Betten geholt um mit uns 2 Stunden vor Dienstbeginn zu exerzieren. Das soll jetzt 2 x in der Woche gemacht werden. Es ist wieder mal die alte Geschichte. Hoffentlich klingt es bald wieder ab. Ich habe das ja nun schon oft miterlebt. Wir haben übrigens ganz schön Spaß bekommen dabei – es war nämlich stichdunkel und dicker Nebel, so dass wir den Ausbilder nicht sehen sondern nur hören konnten. Es wurde natürlich viel Unsinn getrieben. Das ganze ist Blödsinn, aber es ist einem eingefallen und dann muss es eben gemacht werden. Durch die Vergrößerung unseres Haufens steht uns wohl noch allerhand derartiges bevor. Ich bin gestern Abend noch schnell nach Carels gefahren. Es war sehr gemütlich. Sie lassen Dich herzlich grüßen. Frag doch bitte mal in der Pädabuchhandlung nach den Büchern. Die Literaturbeschaffung wird, das sehe ich immer deutlicher, das Hauptproblem werden. Wie schreibt sich eigentlich Kieckebusch (= Dekan der Uni Bonn). Ist er so richtig geschrieben und bitte die Anschrift von Dr. Karl Mueller nicht vergessen. Wir bekommen jetzt hier wieder die Kartoffeln zugezählt. 5 Stück Mittags. Habt Ihr Euere im Keller? Lagert sie nur gut, damit keine Verluste entstehen. Sie müssen lange halten.
1000 liebe Küsse
Dein Mann