Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 15. November 1943
15.11. 43
Mein liebes Lottenkind,
Eben kommt seit Tagen mal wieder ein Brief von Dir. Er ist man arg lütt , aber es ist doch einer. Für das Geld danke ich Dir herzlich. Leider kann ich noch kein genaues Datum angeben, wann ich komme. Hier ist noch alles im Fluss. Es scheint aber nicht ganz so schlimm zu werden, wie es im Anfang aussah. Gestern, am Sonntag, hat er uns sogar um 16,30 Uhr weggeschickt. Ich habe die Gelegenheit benutzt und bin zum Forsthaus gewandert und habe da Bratkartoffeln zu Abend gegessen. Es war kein Mensch da und im Radio war Bethovens 5-tes Klavierkonzert. Anschließend habe ich in der Zeitschrift „Das schöne Heim“ geblättert und dann daran gedacht, dass ich eigentlich bei Euch sein wollte. Dann bin ich durch die mondhellen Nacht nach Hause gegangen. Ich hatte doch etwas Sonntagsgefühl bekommen. Auch mich hat die Nachricht von Ullrichs Tod berührt. Irgendwie war er doch eine Persönlichkeit.
1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Mann.