Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 28. November 1943
28.11 43
Mein liebes Lottenkind,
Ich feiere den 1. Adventssonntag mit Nachtdienst. An ein zügiges Arbeiten ist leider nicht zu denken, da durch irgend einen Defekt alle paar Minuten das Licht ausgeht. Da habe ich es dann aufgesteckt, habe zuerst ein bisschen an frühere Adventsfeiern – auch an die im vergangenen Jahr mit der Apfeljagd (sc. gedacht). Nun will ich an Dich und Mutter schreiben und zum Schluss an den Lehrer Lange, der mir das Sprichwörterbuch geschickt hat. Sorge bitte dafür, dass es nicht unter das Fußvolk kommt. Heute Mittag war zu meiner freudigen Überraschung unser Essraum mit Tannengrün und 3 Adventskränzen mit Lichtern geschmückt. Das war wirklich schöne und sinnvolle Wehrbetreuung. Sie stammte nicht etwa von der zuständigen Stelle sondern von - - - eine Putzfrau. Wilhelm und ich sind wieder einmal umgezogen und zwar in Block 1, der neben unserer bisherigen Unterkunft liegt. Beinahe wären wir getrennt worden, was für uns beide hart gewesen wäre. Der Spieß hatte aber doch noch ein Einsehen. Man will mich hier mit aller Gewalt zum Kompanie-Schreiber machen, wozu ich wiederum gar keine Lust habe. Na ich lasse die Dinge mal ruhig auf mich zukommen. Bei meinem Urlaub habe ich ganz vergessen nach den Bilder(n) von Carels und denen des Bauern Kriepenkerl zu fragen. Jetzt traue ich mich garnicht zu ihm hin. Bitte, bitte schicken Sie mir doch. Was hat denn Heidi gesagt wie ich weg war als sie kam?
1000 liebe Küsse von
Deinem Harald