Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 13. Januar 1944
13. Jan. 44
Mein liebes Lottenkind,
gestern in den Frontberichten sind eine Reihe unserer Flugzeugführer zum Großkampf ausgefragt worden, vor allem Major Specht und Oblt. Sommer. Hast Du das vielleicht gehört? Heute ist hier so dicker Nebel, daß man die Hand vor Augen nicht sieht. Es ist daher, obgleich es schon 8,30 Uhr ist, stichdunkel. Heute abend ist das Konzert, von dem ich Dir schrieb.Ich freue mich richtig darauf. Vielleicht kann ich anschließend – es fängt nämlich schon um fünf Uhr an – noch zu Carels gehen. Wir sind dieser Tage mit Mühe und Not einer neuen Umlegung entgangen, Wilhelm und ich betrachten das Zusammenliegen auf einer Stuben, möglichst noch allein, als durch jahrelange Tradition wohlerworbenenes Recht. Wir haben beide im Vergleich mit den anderen Lanzern (!) so andersgeartete Interessen, daß uns jeder Fremde stört. Ich meine, es wäre schon höchste Zeit für einen nächsten Urlaub, und der Januar will gar nicht rumgehen. Nun steht erst einmal der Geburtstag der Omi und von Klaus vor der Tür. Hoffentlich kannst Du wenigstens backen. Hier haben die Leute alle kein Backpulver. Bekommt man noch welches in Godesberg? In diesem Jahr wird kein Winter. Hier wenigstens ist es geradezu warm. Die Zimmer sind dadurch fast immer überheizt.
(Keine Unterschrift)