Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 15. Januar 1944

15.1.44

Mein liebes Lottenkind,

eben kam ein neuer Brief von Dir,der mir die Sorge um die Mutter zwar nicht ganz abnimmt,

aber doch erheblich mindert. Hoffentlich geht es noch einmal gut. Beiliegend sende ich Dir eine Bericht unseres Kriegsberichterstatters, von dem Du in dortige Zeitungen noch mehr lesen wirst. Wenn Du den Namen Krebs liesest, dann weißt Du immer, aha, das ist das Geschwader, in dem Harald ist. Es ist doch schön, wenn jemand so schreiben kann. Ich könnte es auch, aber dann läse sich der Artikel doch erheblich anders. Daß Du immer noch kein Post von mir hast, will mir gar nicht in den Kopf, denn in letzter Zeit habe ich wieder fleißig geschrieben, nicht regelmäßig jeden Tag, aber doch beinahe. Hoffentlich ist inzwischen einiges angekommen. Unser deutsch-italienischer Opernabend war, soweit er nicht dem Fliegeralarm zum Opfer fiel, ein reiner Genuss, obwohl die Akustik des Jeveraner Kinos nicht überwältigend ist. Neben der berühmten Stimme von D(omgraf).-Faßbender war Rudi Schock, der Tenor, eine begeisternde Überraschung. Es ist doch schön, natürliche Stimmen ohne mechanische Übertragung zu hören. Grüße bitte Mutter recht lieb, wenn Du sie besuchst. Mit wem liegt sie denn zusammen?

Viele liebe Grüße und 1000 Küsse von
Deinem Harald