Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 19. Januar 1944
19.1.44
Liebes Lottenkind,
heute kam Dein lieber langer Brief an, durch den ich auch wieder mal was von Schultzens erfuhr, über deren Schicksal ich mir schon Gedanken gemacht hatte. Daß auch Heuses so schweren Schaden genommen haben, tut mir doch sehr leid. So langsam kommen alle dran. Bei uns hier ist das gute Bier auch alle. Wir werden jetzt infantristisch geschult. Da aber die Arbeit auf dem Geschäftszimmer sich nicht von selber tut, muß sie abends und nachts erledigt werden. Bisher haben wir beim Exerzieren den Präsentiergriff geübt. Nun ist es den Herren auf einmal eingefallen, daß bei einer Invasion mit dem Präsentiergriff nicht allzu viel anzufangen ist, und nun soll auf einmal alles nachgeholt werden. Preußische Organisation! Es ist eben wie immer. Hoffentlich ist der Führer nicht nur auf solche Haufen angewiesen, wie wir einer sind, sonst wehe uns. Daß es Mutter so viel besser geht, freut mich sehr? Was macht denn das Wasser (=die Ödeme) ? Geht es auch zurück, das ist nämlich das Entscheidende. Hoffentlich werde ich bald mal zu einer Kurierfahrt nach Stade eingeteilt, dann bin ich für zwei Tage aus der Tretmühle mal raus. Grüße bitte Mutter recht herzlich und alle anderen auch. Habt Ihr den Geburtstag schön feiern können?
1000 liebe Küsse
Dein Harald